Wirtschaft

Intrigen, Pornos, Interventionen

Die Zeiten, als die Manager am von den Ländern Niederösterreich und Wien regierten Flughafen regelmäßig schwarze und rote Fraktionssitzungen abhielten, sind vorbei. Die Politik ist seit dem Debakel um den Skylink klüger geworden; seit die Vorstände Günther Ofner (ÖVP) und Julian Jäger (SPÖ) am Flughafen an Bord gingen, halten sich die Parteibüros mit Interventionen zurück.

Der Technikmanager Christoph Edlinger, Sohn von Ex-SPÖ-Minister Rudolf Edlinger, ist davon nicht überzeugt. Am Arbeitsgericht Wien geht es um Parteipolitik, Interventionen und um Pornos. Seit die Verlängerung der Vorstandsverträge ansteht, die im Juni entschieden werden dürfte, fliegen die Hackeln am Airport wieder tief. Der KURIER berichtete.

Die Vorgeschichte: Der Flughafen fusionierte die gesamte Technik, Edlinger, seit 30 Jahren im Dienst des Airports und unkündbar, bewarb sich um den neuen Chefposten. Zum Zug kam ein Siemens-Manager.

Edlinger deckte einen schweren Korruptionsskandal bei einer Technik-Tochter auf. Dann erhob plötzlich ein Controller schwere Vorwürfe gegen Edlinger selbst, der suspendiert wurde. Die Anschuldigungen erwiesen sich allerdings als haltlos und der Vorstand wollte die Suspendierung gerade wieder aufheben.

Revision wurde fündig

Da entdeckte die Revision "nicht nur umfangreiches, pornografisches Material, sondern auch Korrespondenz, die eine sofortige Auflösung des Dienstverhältnisses unabdingbar machte", argumentiert der Flughafen. Edlinger wurde 2014 fristlos gefeuert, er klagte umgehend.

Was aber war so brisant an den E-Mails an einen hochrangigen Funktionär der Wiener SPÖ?

Laut Flughafen ersuchte Edlinger um Intervention, er war davon überzeugt, "dass ich für diese Position aufgrund der Informationen in der Ausschreibung der Idealbesetzung am nächsten liege".

Edlinger wirft Jäger vor, parteipolitisch motivierte Management-Entscheidungen zu treffen. Und sich von seinem Kollegen Ofner unterbuttern zu lassen, dem er massive politische Einflussnahme bei Postenbesetzungen vorwirft. Ofner färbe den Flughafen schwarz ein. Ersuchen an den Parteifunktionär (Name der Redaktion bekannt): "Wenn Wien uns sozialdemokratischen Mitarbeitern helfen will, dann macht es bitte solange noch etwas möglich ist".

Beide Vorstände fühlen sich verleumdet.

Edlingers Parteifreund soll tatsächlich versucht haben, bei Bürgermeister Michael Häupl und Finanzstadträtin Renate Brauner zu intervenieren, blitzte aber ab.

2011 noch hatte Edlinger sein Netzwerk in der Wiener SPÖ für die Vorstandsbestellung seines damals guten Bekannten Jäger eingespannt. So werden Freunde zu Feinden.

Die Revision stellte in Edlingers IT auch noch eine Datei mit 1171 pornografischen Fotos und 24 Videos sicher. Laut Flughafen "nicht nur als Teil eines größeren E-Mail-Verteilers empfangen, sondern diese gezielt gesammelt und akribisch in einem Ordner abgelegt". Die Versendung des erotischen Materials (von einem Mitarbeiter) sei über ausdrückliche Aufforderung erfolgt: "Wenn du etwas hast, dann schick’s mir". Edlinger habe, so der Vorwurf, auch selbst Material an Mitarbeiter versandt.

Bauernopfer?

Stimmt nicht, kontert Edlingers Anwältin Katharina Körber-Risak (Kunz, Schima, Wallentin) gegenüber dem KURIER. Der Mitarbeiter Edlingers habe die Aufforderung, per Großverteiler keine Pornos mehr herum zu schicken, ignoriert. Daraus könne man ihrem Mandanten keinen Vorwurf machen. Edlinger habe die Pornos auch nicht penibel verwaltet, sondern lediglich in einen Unterordner verschoben, der in der Cloud nicht mehr gelöscht werden konnte.

Zum Thema Interventionen: Edlinger sei mit der Arbeit von Jäger nicht zufrieden gewesen. Das werde man wohl noch dem Eigentümer-Vertreter kommunizieren dürfen. Die politischen Beziehungen seines Vater habe er nie für sich genutzt, "sonst hätte er sich nicht vom Lehrling hoch gearbeitet". Der Flughafen habe bis jetzt jedenfalls "nichts vorgebracht, was auch nur annähernd ein Entlassungsgrund wäre". Edlinger sei vielmehr "ein Bauernopfer im Hick-Hack um die Verlängerung der Vorstandsverträge".

Nachsatz: "Unser Mandant hat das Schmutzloch nicht geöffnet."