Wirtschaft

Ferrari drosselt Absatz

300.000 Euro. So viel kostet im Durchschnitt ein nagelneuer Ferrari in Österreich. Wem das noch zu wenig ist, fährt in das Werk im italienischen Maranello nahe Bologna. Seit zwei Jahren wird dort das Service „Tailor Made“ (maßgeschneidert) angeboten. Knapp zwei Prozent aller Käufer, vor allem Promis und reiche Autofetischisten, nehmen es gerne in Anspruch. Dabei wird auf Wunsch des Kunden ein einzigartiges, exklusives Interieur angefertigt, das in keiner Preisliste zu finden ist. Kosten: weitere rund 60.000 Euro. „Mir gefällt es nicht, von Luxus zu sprechen, sondern von gutem Geschmack“, sagt dazu Ferrari-Boss Luca di Montezemolo.

Der 65-Jährige kündigte diese Woche in Maranello an, die Produktion der Luxusautos zu drosseln. „Um exklusiv zu bleiben, müssen wir weniger Autos herstellen.“ Gab es im Vorjahr mit 7318 Stück einen Rekordabsatz, sollen es nun weniger als 7000 sein. Damit dürften sich die Wartezeiten auf einen neuen Ferrari von im Durchschnitt einem Jahr weiter verlängern. „Ferrari ist wie eine hübsche Frau, die man begehrt. Auf die muss man auch warten“, so der Italiener.

„Wir schaffen dieses Jahr 250 neue Jobs. In Zeiten wie diesen ist dies eine schöne Nachricht.“ Luca di Montezemolo


Die Preise eines neuen Ferrari sollen gleich bleiben, jene von gebrauchten mit dieser Strategie aber steigen. Wer einen alten Ferrari besitzt, kann ihn vorher in Maranello fachgerecht generalüberholen lassen. „Das dauert 12 bis 18 Monate und kostet rund eine Viertel Million Euro“, erzählt Werkstattleiter Marco Arrighi. Derzeit sind 35 Autos bei ihm eingestellt, darunter ein Ferrari Baujahr 1967, den der verstorbene US-Schauspieler Steve McQueen einst fuhr.

Exporte

Zweite Stoßrichtung der neuen Ferrari-Strategie: Das Unternehmen will globaler werden. Die USA, mit 20 Prozent aller Verkäufe wichtigster Markt, sollen auf 30 Prozent kommen. Der Anteil von Europa und dem Nahen Osten soll hingegen von 52 auf 30 Prozent schrumpfen, jener Asiens mit fast einem Drittel nahezu stabil bleiben.

In Italien selbst verkauft Ferrari weniger als fünf Prozent seiner Autos: „aufgrund von gewissen Regierungsentscheidungen, die zum Teil masochistisch sind“, spielt Montezemolo auch auf die gezielte Jagd nach Fahrern von Luxusautos an, die pauschal als Steuersünder verdächtigt werden.

Trotz geringerer Stückzahlen soll die Mitarbeiterzahl heuer um 250 auf 7250 steigen. Sie sollen im Motorenbereich zum Einsatz kommen. Die Italiener wollen den Verbrauch und den CO2-Ausstoß weiter senken und dazu in den nächsten fünf Jahren 250 Mio. Euro in die Forschung stecken. Mit der Sonderedition LaFerrari gibt es bereits den ersten Ferrari mit Hybridmotor. Ein Elektroauto ist aber nicht geplant.