"Draghi"sche Reaktionen der Börsen auf EZB-Maßnahmen
Von Christine Klafl
Als Held in der Spielkonsolen-Welt schafft "Super Mario" alles. Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), der diesen Spitznamen trägt, kann davon derzeit nur träumen. Obwohl er seit dem Frühjahr Monat für Monat 60 Milliarden Euro für den Kauf von Staatsanleihen ausgegeben und so quasi frisches Geld gedruckt hat, sind die erwünschten Effekte ausgeblieben: Die Inflation will und will nicht steigen, die Nachfrage nach Krediten nicht in Schwung kommen.
Von vielen Analysten wurde daher erwartet, "Super Mario" würde bei der EZB-Sitzung am Donnerstag noch viel tiefer in die Trickkiste der Geldpolitik greifen. Ein bisschen tat er das auch: Das Anleihen-Kaufprogramm, das bis September 2016 gelaufen wäre, wird nun bis Ende März 2017 verlängert. Gekauft werden künftig neben Staatsanleihen auch Papiere von Regionen und Kommunen. Einnahmen aus Anleihen werden wieder in derartige Papiere gesteckt (im Fachjargon mit reinvestieren bezeichnet). Bisher mussten Banken für Gelder, die sie kurzfristig bei der EZB parkten, einen Strafzins von 0,2 Prozent zahlen. Dieser Strafsatz wird auf 0,3 Prozent erhöht.
Enttäuschung
Viel zu wenig Zauber, fanden die einen. Etliche Analysten und Großinvestoren waren davon ausgegangen, dass das monatliche Kaufprogramm auf 70 Milliarden Euro oder auch mehr aufgestockt wird. Und dass der Strafzins auf 0,4 Prozent erhöht wird. Die Reaktion an den Finanzmärkten auf diese Enttäuschung war heftig: An den Aktienbörsen, an denen bis zur EZB-Entscheidung am frühen Nachmittag Gewinne verzeichnet wurden, rasselten die Kurse in den Keller. Der Frankfurter Leitindex DAX verlor bis zu 3,5 Prozent. Der Euro-Kurs dagegen machte einen Satz nach oben – von 1,054 auf fast 1,09 US-Dollar.
Viel zu viel Zauber, fanden andere. Der Bundesverband der öffentlichen Banken in Deutschland bezeichnete die EZB-Maßnahmen gar als "gefährlich und unnötig". Grundtenor der Kritiker: Die Impulse auf die Konjunktur seien überschaubar. Die Risiken aber steigen, die EZB könne sich noch schwieriger als bisher von Politik des billigen Geldes verabschieden.
Tatsache ist, dass für jene, die sparen und vorsorgen, es kein Licht am Ende des Tunnels gibt. Die Zinsen werden noch lange winzig bleiben. Und die Hoffnung, ein höherer Strafzins werde dazu führen, dass Banken Kredite billiger anbieten, könnte sich als trügerisch erweisen. Ein Strafzins heißt, dass die Bankerträge weiter schrumpfen. Es ist durchaus möglich, dass die Kreditzinsen eher steigen als sinken werden.