EZB-Direktor: Krisen-Anleihenkaufprogramm wird immer wichtiger
Aus Sicht von EZB-Direktor Yves Mersch spielt das Krisen-Anleihenkaufprogramm der Euro-Notenbank in der Geldpolitik inzwischen eine immer größere Rolle. Das "PEPP" getaufte Programm habe in der Viruskrise einen Renditeanstieg bei Staatsanleihen bekämpft und so eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen für Haushalte, Unternehmen und Banken verhindert, sagte Mersch am Montag auf einer Finanzveranstaltung.
"Mit der Stabilisierung der Börsen und dem geringer werdenden Risiko der Fragmentierung ist die Rolle des PEPP für die Lockerung unserer geldpolitischen Ausrichtung und die Unterstützung der Inflation nun wichtiger geworden", sagte er. Gleichwohl blieben die Käufe ein Sonderinstrument, das an die Pandemie geknüpft sei.
Die Währungshüter hatten das Programm zuletzt im Juni auf 1,35 Billionen Euro aufgestockt und die Käufe bis mindestens Ende Juni 2021 verlängert. Angesichts der wieder hochschießenden Infektionszahlen in vielen Ländern und schärferer Maßnahmen der Regierungen zur Eindämmung des Virus erwarten viele Volkswirte, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bis zum Jahresende beschließt, die Käufe erneut auszuweiten.
"Nach vorne blickend wird der EZB-Rat im aktuellen Umfeld einer erhöhten Unsicherheit die hereinkommenden Informationen sehr sorgfältig abschätzen", sagte Mersch, der im sechsköpfigen Führungsteam der Notenbank sitzt. Das betreffe auch die Wechselkursentwicklung. Dabei müsse sichergestellt werden, dass diese Informationen nicht doppelt gezählt werden, fügte er hinzu. Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 29. Oktober geplant.