Experte: "Für Aktien ist Weg nach oben frei"
Wer hätte das vor wenigen Wochen noch gedacht? Anfang Oktober stand der Frankfurter DAX weit unter der 10.000er-Marke und hatte zu seinem Jahreshöchststand fast ein Viertel eingebüßt. Einen Monat später kratzt der Index an der 11.000-Punkte-Marke und liegt fast zwölf Prozent über dem Wert zu Jahresstart. Die politischen und konjunkturellen Unsicherheiten, die im August und September die Kurse auf Talfahrt schickten, scheinen vergessen zu sein.
"Gerade die China-Wachstumsskepsis ist aus dem Markt gewichen"
"Die Ampeln auf dem Kapitalmarkt stehen auf Grün. Es spricht alles für eine Jahresendrallye", sagt Benjardin Gärtner, Leiter des Aktienfondsmangements bei Union Investment. Dafür gebe es im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens hätten sich die Konjunkturdaten weltweit verbessert. "Gerade die China-Wachstumsskepsis ist aus dem Markt gewichen, sagt Gärtner. Noch wichtiger sei aber die US-Geldpolitik. In den USA rechnet er heuer nicht mehr mit einer Erhöhung der Leitzinsen, die normalerweise auf Kurse dämpfend wirkt. Und in der Eurozone dürfte die Europäische Zentralbank ihre ultralockere Geldpolitik sogar noch verstärken. "Für Aktien ist damit der Weg nach oben frei", sagt Gärtner.
Auch die Kathrein Bank sieht die Chance für eine Herbstrallye gegeben. "Statistisch sind die Monate November und Dezember sehr positiv für Aktien, sodass trotz Wachstumssorgen und einer möglichen Zinserhöhung der US-Notenbank die Kurse bis Jahresende steigen können", so Harald Besser, Leiter des Portfoliomanagement. In der Vergangenheit habe sich zudem die erste Zinserhöhung kaum auf die Kurse ausgewirkt. So sei der New Yorker S&P-Index seit 1940 zu Beginn einer Zinserhöhungsphase im Schnitt 4,4 Prozent im Jahr gestiegen.
Besser rät weiterhin zu einer stärkeren Gewichtung von Aktien, da diese im Vergleich zum Geldmarkt und zu Anleihen attraktiver seien. Die durchschnittliche Dividendenrendite liegt im Vergleich zu den Renditen zehnjähriger Staatsanleihen auf historisch hohem Niveau.
Die Volksbank Wien geht zwar von einer Zinserhöhung in den USA im Dezember aus. Aber: "Sie ist bereits eingepreist, von daher erwarten wir keine negativen Auswirkungen auf die Börsen", sagt Experte Bernhard Trunner. Der Dollar werde stärker werden, das bringe Wechselkursvorteile bei Anlegern aus dem Euroraum. Aber auch Euro-Konzerne würden profitieren, da die Exporte gestärkt würden. Die Wahrscheinlichkeit einer Jahresendrallye sei aber wegen des außerordentlich guten Oktobers etwas gedämpft. Dem Konjunkturverlauf entsprechend präferiert er zurzeit Zykliker, da sie noch Aufholpotenzial hätten. Von Aktien aus Schwellenländern rät er eher ab. Die Kathrein Bank ist in Europa am stärksten in Österreich, Deutschland und Frankreich positioniert.