Expansion mit Fertigbeton
Von Christine Klafl
In Ungarn ist noch immer jeder vierte Haushalt an keine Kläranlage angeschlossen, in Rumänien sogar jeder zweite. Für Klaus Einfalt, Chef der SW Umwelttechnik, riecht das nach einem guten Geschäft. Das Kärntner Familienunternehmen, das an der Wiener Börse notiert, produziert unter anderem alles rund um die Reinigung von Abwässern, was sich aus Beton fertigen lässt – von Kanalrohren und -schächten bis zur Kläranlage. Einfalt sieht vor allem in Rumänien "noch großes Potenzial".
Das will auch gehoben werden. Zu den beiden bereits vorhandenen Werken in Rumänien kommt im Sommer ein weiteres im Nordosten des Landes dazu. Damit geht das neunte Werk der SW Umwelttechnik in Betrieb, drei gibt es in Österreich und drei in Ungarn.
Frühe Expansion
In den Osten ist das Familienunternehmen (400 Mitarbeiter), das Betonfertigteile für den Einsatz über und unter der Erde herstellt, schon früh aufgebrochen. Die Expansion nach Ungarn erfolgte vor 25 Jahren, nach Rumänien vor 15 Jahren. Vom Vorjahresumsatz von 60,7 Millionen Euro entfiel knapp die Hälfte auf Ungarn.
Rosig war es im Osten allerdings nicht immer. Die Wirtschaftskrise traf auch die Nachfrage nach Betonfertigteilen. "Von 2008 auf 2009 gab es in Ungarn einen Umsatzverlust von 50 Prozent", erzählt Einfalt. Das Geschäft in Rumänien folgte mit Verzögerung nach unten. Umstrukturierungen folgten. Im Vorjahr gab es erneut Gegenwind: Durch Änderungen der EU-Fördertöpfe verzögerten sich öffentliche Aufträge in Osteuropa. Bei der wieder guten Konjunktur konnte das aber durch andere Auftraggeber mehr als kompensiert werden. Derzeit eines der größten Projekte sind Fertigteile für das Stadion im ungarischen Székesfehérvár für rund 1,5 Millionen Euro, das 14.300 Zuschauer fassen wird. Die gelieferten Träger sind bis zu 30 Meter lang.
Das Audi-Werk in Györ oder Kanalrohre mit zwei Meter Durchmesser in Budapest sind weitere Beispiele dafür, wo SW Umwelttechnik schon überall Betonfertigteile verbaut hat. Pro Jahr werden rund 500.000 Tonnen produziert. "Das entspricht vollgefüllten Güterzugwaggons mit einer Länge von 35 Kilometern", rechnet Einfalt vor. Der Manager lebt übrigens seit 20 Jahren in Budapest und kann fließend Ungarisch. "Rumänisch kann ich aber nicht, die sprechen sehr gut Englisch."
Ausländischen Handelskonzernen hat die ungarische Regierung Zusatzsteuern aufgebürdet. Wurden andere Bereiche auch abkassiert? "Nein, Produktionsbetriebe waren in Ungarn nie von unorthodoxen Steuern betroffen", sagt Einfalt. Im Gegenteil: Dem Unternehmen helfe die Senkung der ungarischen Unternehmenssteuer auf neun Prozent.
Zur Palette der SW Umwelttechnik gehören zwar auch Betonfertigteile wie die Grillstationen auf der Wiener Donauinsel. Vieles ist aber verbaut und daher unsichtbar. Mit den "Recon"-Stützwandsystemen will Einfalt das ändern. Mit großen Betonsteinen können gefährdete Hänge genauso gestützt werden wie abfallende Gärten oder Wiesen im Privatbereich. "Das ist wie Lego für Große", sagt Einfalt. Weil die Nachfrage stetig steigt, sucht er bereits nach einem externen Produktionsstandort.
Vorschlag an Börse
An der Wiener Börse notiert das Unternehmen bereits seit 1997, rund vierzig Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Die SW Umwelttechnik will zwar an der Börse bleiben, spart aber auch nicht mit Kritik. "Die Börse tut zu wenig für die Kleinen", sagt Einfalt. Im Vorjahr gab es zwar eine Erleichterung, weil die Quartalsberichte wegfielen. Das sei aber zu wenig. "Wir haben fast die selben Pflichten wie Konzerne, haben aber keine Rechtsabteilung wie die Großen", klagt der Firmenchef.
An die Börse kamen die Aktien für umgerechnet 47 Euro, bis Mitte 2007 ging es auf 140 Euro hinauf. Jetzt kosten sie knapp zehn Euro. Einfalt seufzt: "Eine Kapitalerhöhung zahlt sich erst bei 40 bis 50 Euro aus."