Euro brachte Österreich Überschüsse in Serie
Vor 20 Jahren wurde der Euro eingeführt. Anfangs existierte er als Buchgeld, wurde also nur im bargeldlosen Zahlungsverkehr verwendet. Drei Jahre später, 2002, gab es den Euro dann auch als Bargeld. Österreich übernahm die europäische Währung von Anfang an. Zum 20-jährigem Jubiläum hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) den Einfluss des Euro auf Österreichs Wirtschaft in Zahlen gegossen. Anders als kritische Stimmen immer wieder behaupten, der Euro würde Österreich schaden, belegen die Zahlen eine Erfolgsstory.
Die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen ist enorm gestiegen. Das zeigt sich besonders schön in der Außenhandelsbilanz – der Wert der Exporte minus jenem der Importe. In den fünf Jahrzehnten vor der Euro-Einführung kämpfte Österreichs Wirtschaft ständig gegen ein Minus in der Außenhandelsbilanz, nur selten und kurzfristig gelang ein kleiner Überschuss (siehe Grafik).
Seit 2002, dem Jahr der Einführung des Euro-Bargeldes, hat Österreich ununterbrochen Überschüsse in der Außenhandelsbilanz in Höhe von durchschnittlich 2,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erzielt. Nicht einmal die Finanzkrise 2008 und deren Folgen konnten dem etwas anhaben, sagt Andreas Ittner, Vizegouverneur der OeNB. Österreich liege im Ranking der Länder mit den höchsten Überschüssen auf Platz acht aller Euroraumstaaten.
Auch 2018 brachte der österreichischen Leistungsbilanz einen Überschuss, diesmal lag er bei neun Milliarden Euro, was 2,3 Prozent des BIP entspricht. Größter Treiber war der Bereich Güter, vor allem Maschinen und Fahrzeuge. Auch der Bereich Reiseverkehr, sprich Tourismus, trug kräftig bei. Mit 19,5 Milliarden Euro wurde ein Rekordwert erzielt.
Negativ wirkten sich der Bereich technische Dienstleistungen aus, dazu zählen unter anderem Patente, Lizenzen oder Computer- und Informationsdienstleistungen. „Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht zurückfallen“, warnt Ittner. Technische Dienstleistungen seien für den Erfolg in Zukunft entscheidend.
"Auf voller Linie gewonnen"
Auch laut einer aktuellen EU-Studie des Bundeskanzleramtes, die dem KURIER vorab vorliegt, hat Österreich durch die EU Mitgliedschaft „auf voller Linie gewonnen“. Die wichtigsten Ergebnisse: Der Wirtschaftsstandort Österreich ist laut Studienautoren so attraktiv wie noch nie, die Direktinvestitionen haben sich seit 1995 verzehnfacht und die Exporte innerhalb der EU seit 1995 vervierfacht.
„Vom EU-Binnenmarkt geht eine enorme Attraktivität aus“, interpretiert Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, die Studienergebnisse. Zum einen für österreichische Unternehmen, welche durch Nutzung des vertrauten Rechtsrahmens neue Märkte in Zentral- und Osteuropa erschließen konnten. Zum anderen für Investoren aus Drittstaaten, für die Österreich ein Tor zum EU-Binnenmarkt darstelle.
Nicht selbstverständlich
„Beides hat Wohlstand und Beschäftigung in Österreich gestärkt“, sagt Helmenstein. Österreich war laut Studie noch nie so gut vernetzt wie heute. Es bestünden enge bilaterale Kontakte zu allen europäischen Partnern und zu Weltmächten. Weiters sei Friede in der Nachbarschaft durch die EU gewährleistet und eine Annäherung an Osteuropa und den Westbalkan möglich geworden.
„Die wirtschaftlichen Vorteile der österreichischen EU-Mitgliedschaft werden heute als quasi-selbstverständlich angesehen. Doch sind sie dies keineswegs“, meint Helmenstein. Erst die EU-Mitgliedschaft habe die enormen Export- und Investitionserfolge der österreichischen Wirtschaft sowie die verstärkte Teilhabe an grenzüberschreitenden Bildungs- und Forschungsprogrammen ermöglicht.
„Jedes Land in Europa ist auf den Zugang zum Europäischen Binnenmarkt angewiesen“, sagt Helmenstein. Durch den EU-Beitritt könne Österreich den kaufkräftigsten Markt der Welt mitgestalten.
Starke Verflechtung
Nicht nur der Euro, sondern auch der Euroraum ist entscheidend für Österreichs Exporterfolge, nicht zuletzt weil es dort keine Währungsrisiken gibt. 55 Prozent aller Ausfuhren oder 118 Milliarden Euro entfielen 2018 auf diese Länder. Wichtigster Abnehmer ist mit 70 Milliarden Euro Deutschland.
Österreich hat nach Portugal und gleichauf mit Belgien und Slowenien die stärksten Handelsverflechtungen innerhalb der Währungsunion. Für kleine Volkswirtschaften sei das typisch, sagt Ittner.