Wirtschaft

EU verordnet Zahlungsmoral

Wenn in Krisenzeiten die Budgetnöte größer werden, gibt es auch weniger zu verteilen. Sowohl beim Bund, als auch in den Länder und Gemeinden regiert der Rotstift. Die Ausgaben werden notgedrungen gekürzt. Vor allem Bürgermeister klagen über steigende Kosten, etwa bei den Sozialausgaben.

Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Zahlungsmoral. Schon bisher war die öffentliche Hand der säumigste Zahler. Doch es ist noch schlechter geworden. Im vergangen Jahr mussten die Unternehmen bereits 38 Tage warten, bis das Geld für die geleisteten öffentlichen Aufträge am Firmenkonto eingelangt ist. Heuer lassen sich Bund, Länder und Gemeinden noch mehr Zeit. Die durchschnittliche Wartezeit ist auf 42 Tage gestiegen, beklagt Johannes Eibel, Geschäftsführer des Forderungsmanagement im Kreditschutzverband von 1870. Besonders lang dauert es in Ostösterreich. Diese Ergebnisse stammen aus der aktuellen jährlichen Umfrage des Kreditschutzverbandes, an der sich rund 2500 Unternehmer beteiligt haben.

EU-Richtlinie

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 Immerhin versucht die EU gegen zu steuern. Gemäß einer bereits beschlossenen Richtlinie dürfen sich öffentliche Institutionen künftig nur mehr 30 Tagen Zeit lassen um die ihre Außenstände zu begleichen. Diese Richtlinie muss bis März 2013 in nationales Recht umgesetzt werden. "Der Entwurf ist bereits in Begutachtung", hofft Johannes Nejedlik, Vorstand des KSV , auf eine bessere Zahlungsmoral. Es gibt allerdings eine Einschränkung. "Die Sanktionen sind noch nicht bekannt", so Nejedlik.

Natürlich bestand und besteht die Möglichkeit Bund, Länder und Gemeinden zu klagen, wenn sie die Zahlungsfrist nicht einhalten. Das passiert allerdings kaum. Durchaus möglich, dass nach der Klage an das klagende Unternehmen von der öffentlichen Hand keine Aufträge mehr vergeben werden. Daher ist der Rechtsweg nicht sehr beliebt.

Die Unternehmen sind jedenfalls besser. Sie begleichen ihre Rechnungen nach durchschnittlich 31 Tagen. Private lassen die Lieferanten lediglich 18 Tage auf ihr Geld warten.

Im europäischen Vergleich liegt Österreich hinter Finnland auf dem zweiten Platz. Vor allem in den Mittelmeerstaaten müssen sich die Auftragnehmer in Geduld üben.

90 Tage In Spanien, Italien, Portugal und Zypern dauert es durchschnittlich 90 Tage oder mehr, bis die Außenstände beglichen werden. Griechenland ist auch kein Zahlungsmeister. Im Durchschnitt werden Rechnungen nach 80 Tagen beglichen.