Wirtschaft

Pensionssystem bleibt Budgetrisiko

Die Warnungen aus Brüssel kommen regelmäßig, und sie fallen mittlerweile ziemlich deutlich aus: "Die langfristige Tragfähigkeit des österreichischen Pensionssystems wird nach wie vor durch strukturelle Schwächen beeinträchtigt", heißt es in den jüngten Reform-Empfehlungen der EU-Kommission. Die bis dato angegangenen Reformen "scheinen nicht auszureichen, um die langfristige Tragfähigkeit des Systems sicherzustellen".Drei zentrale Faktoren haben die Brüsseler Experten ausgemacht: Erstens liege das faktische Pensionsantrittsalter "weiterhin beträchtlich" unter dem gesetzlichen. Zweitens soll das niedrigere Antrittsalter für Frauen erst frühestens 2024 angehoben werden. Und drittens "ist das gesetzliche Pensionsalter immer noch nicht an die stetig steigende Lebenserwartung in Österreich geknüpft". Unterm Strich heißt das: Es wird zu spät und zu zaghaft etwas getan für ein Land, das im EU-Vergleich ein besonders niedriges Antrittsalter und ein besonders teures Pensionssystem hat.

Im aktuellen "Ageing Report 2015", den die Kommission jüngst vorgelegt hat, zeigt sich langfristig eine eher düstere Prognose: Bis 2060 wird der Anteil der Menschen im Pensionsalter deutlich zunehmen; statt heute rund vier kommen dann nur noch zwei Österreicher im Arbeits- auf einen im Pensionsalter (siehe Grafik).

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Für das Budget sind das freilich keine guten Aussichten: Schon 2013 lag Österreich mit Pensionsausgaben in Höhe von 13,9 Prozent des BIP im EU-Spitzenfeld. Langfristig soll der Anteil nicht sinken, sondern weiter steigen: 2060 sollen es dann 14,4 Prozent des BIP sein – laut Brüsseler Prognose würden dann nur noch Belgien und Slowenien mehr Steuergeld in ihre Pensionssysteme stecken. Auch das Gesundheitssystem, in das mehr Geld fließt als im EU-Durchschnitt, soll im Laufe der Jahre einen immer größeren Anteil im Budget betragen.

Die Kommission warnt außerdem vor einem Risiko-Faktor, von dem Österreich in der EU angeblich am stärksten betroffen ist: Zu wenig Zuwanderung. Schon eine um ein Fünftel niedrigere Netto-Einwanderung als erwartet könnte die Pensionskosten stärker ansteigen lassen als alle anderen demografischen Faktoren zusammen.