Erste lockt mit Dividende, Aktie schießt hoch
Von Christine Klafl
Bei einer Telefonkonferenz mit internationalen Analysten stellte Andreas Treichl, Chef der Erste Group, klar: Er ist weder an einem Kauf der Bawag noch an einer Übernahme von Geschäftsbereichen der Bank Austria interessiert. Man sei aber in der ziemlich komfortablen Lage, Kunden und Mitarbeiter dieser Banken anzuziehen.
Die Anleger waren aber von etwas ganz anderem entzückt – vom jüngsten Zahlenwerk der Erste Group. Für die ersten neun Monate meldete die Bank einen Nettogewinn von 764,2 Millionen Euro und damit mehr als erwartet. Im Vorjahr um diese Zeit hatte es durch drastische Abwertungen in Osteuropa einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro gegeben. Und: Den Anlegern winkt, nach einem dividendenlosen Jahr, ein Anteil am Gewinn. "Wir wollen den Aktionären eine Dividende zahlen für ein Jahr, das, wie wir glauben, ein sehr gutes wird", sagte Treichl. Vorstellbar seien 40 bis 50 Cent je Aktie. Angesichts dieser Verlockung griffen die Anleger am Freitag in Scharen bei der Erste-Aktie zu. Mit einem Kurssprung von bis zu acht Prozent war der Titel der mit Abstand beste Wert im Wiener Leitindex ATX.
Kredite, die nicht oder nur sehr schleppend bezahlt werden (im Banker-Jargon als faule Kredite bezeichnet), machen Treichl keine allzu großen Sorgen mehr. Nur noch 7,4 Prozent der Erste-Kredite gelten als faul, so tief war die Quote schon fünf Jahre nicht mehr. Die Bank muss dafür viel weniger Vorsorgen auf die Seite legen.
Belastungen
Die Ergebnisse könnten noch besser sein, wären da nicht etliche Lasten zu tragen. An Bankensteuern hat die Erste Group im dritten Quartal 188 Millionen Euro bezahlt, etwa die Hälfte davon in Österreich. Eine andere Last war allerdings einmalig: Die in Kroatien politisch erzwungene Konvertierung von Franken- in Euro-Kredite kostete die Erste Group 144,9 Millionen Euro.