Erste-Chef zu Ukraine-Krieg: "Jetzt nicht die Zeit für markige Statements"
Erste-Group-Chef Bernd Spalt hat heute bei der Bilanzpressekonferenz im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine zu Besonnenheit aufgerufen und vor "großen Ankündigungen" gewarnt. "Das ist jetzt nicht die Zeit für markige Statements", sagte Spalt am Montag.
"Das ist die Zeit zu versuchen, Stabilität zu erreichen, nachzudenken und zu analysieren", so der Bankenchef. "Manchmal weiß man es eben noch nicht."
Es werde jetzt eine Zeit des Unwissens und der Ungewissheit geben. Derzeit sei man in einer Phase, in der man erst abschätzen müsse, was passieren könne. Man müsse aber versuchen, die Situation zu verbessern anstatt sie weiter zu eskalieren.
"Das gilt an alle, die bis jetzt gesprochen haben", sagte Spalt. Die Bank wolle Betroffenen jedenfalls helfen, wo es möglich sei. Man werde es nicht dabei bewenden lassen, "Sympathiebekundungen zu verbreiten".
Auswirkungen auf Finanzsektor schwer abzuschätzen
Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf Europa und auf den heimischen Finanzmarkt seien schwer abzuschätzen, auch weil die technischen Details der Sanktionen "noch nicht auf dem Tisch liegen", sondern es bisher nur inhaltliche Beschreibungen gebe.
Klar sei jedoch, dass der Ausschluss von einigen russischen Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift "natürlich dazu führen wird, dass vieles für die russische Wirtschaft schwerer wird", so Spalt.
Es werde Transaktionen erschweren, wenn nicht unmöglich machen. Auch die von den Energiepreisen getriebene Inflation werde sich durch die aktuelle Situation wohl nicht abschwächen.
"Es wird insgesamt die Wirtschaftsströme verlangsamen und wird Implikationen auf das Wirtschaftswachstum haben", erwartet Spalt. Damit könnten sich auch indirekt negative Auswirkungen für die Erste Group ergeben.
Erste Group direkt in Russland nicht betroffen
Das Exposure der Erste Group selbst in Russland und der Ukraine sei aber "vernachlässigbar", so der Bank-CEO.
Welche konkreten Maßnahmen sich aus den Sanktionen für die Erste Group ergeben, sei noch nicht klar, sagte Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek. Ob und in welchem Umfang die Erste Group Assets russischer Kunden einfrieren müsse, sei noch nicht geklärt.
Die Bank werde sich aber "selbstverständlich an die Sanktionen halten", so Habeler-Drabek.
Indirekt könnte neben einer eingetrübten Wirtschaftslage auch eine weiterhin erhöhte Volatilität am Finanzmarkt ein Risiko für die Erste Group sein. Weiters wäre eine sinkende Investitionsnachfrage der Firmen ein Risikofaktor, der das Wachstum der Bank im laufenden Jahr bremsen könnte, sagte Privat- und Firmenkundenvorstand Ingo Bleier.
Erfreuliche Bilanz 2021
Derzeit sei die Region, in der die Erste Group tätig sei, aber robust aufgestellt. Dementsprechend blickt die Bank 2022 - noch - relativ optimistisch entgegen und rechnet mit einem weiteren Kreditwachstum sowie einem Zuwachs beim Provisionsüberschuss und bei der Eigenkapitalverzinsung (ROTE).
Neben Österreich sind Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien die Kernmärkte der Bank. In dieser Region wolle man auch weiterhin bleiben, die Erschließung neuer Märkte ist nicht geplant. Zukäufe in der Region seien aber denkbar, sofern sie das Geschäftsmodell der Erste Group unterstützten, sagte Spalt.
Dank gestiegener Zinsüberschüsse, eines guten Kreditwachstums sowie niedrigerer Risikokosten hat die Erste Group im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 einen Gewinn von 1,92 Mrd. Euro erzielt, nach 783,1 Mio. Euro im Jahr 2020.
Als Dividende für 2021 will das Management 1,6 Euro je Aktie vorschlagen. Für das Geschäftsjahr 2020 bekamen die Investoren insgesamt 1,5 Euro je Papier.