Wirtschaft

Entwickler von Schnupfenspray prüft Börsengang in Wien

Das Auge tränt, die Nase rinnt, der Hals kratzt: Virale Infektionen der Atemwege oder Allergien sind mühsam zu behandeln. Nasen- und Rachensprays versprechen Linderung, die Wirkung lässt oft zu wünschen übrig. Der Wiener Biotech-Spezialist Marinomed setzt daher auf einen neuen, aus der Rotalge gewonnenen Wirkstoff, mit dem bis zu 200 verschiedene Virusstämme bekämpft werden können. Konkret soll das Polymer „Carragelose“ Erkältungsviren daran hindern, in die Schleimhautzellen einzudringen. Antivirale Nasen- und Rachensprays sowie Pastillen sollen daher rascher und in niedriger Dosis wirken.

Die von Marinomed patentierten Carragelose-Produkte werden inzwischen über Vertriebspartner in mehr als 30 Ländern weltweit verkauft. In Österreich ist der Schnupfenspray seit kurzem unter der Marke „Coldamaris“ rezeptfrei erhältlich. Produziert und vertrieben wird er von Sigmapharm im Burgenland, die Rotalge wächst im Meer vor Afrika oder den Philippinen.

Marinomed-Vorstandschef und Mitgründer Andreas Grassauer sieht vor allem im Bereich allergischer Schnupfen riesiges Potenzial. Der Markt sei rund 10 Mrd. Euro schwer, wobei die Hälfte auf rezeptfreie Arzneien entfalle. Das Vertriebsnetz wird daher weiter ausgebaut, nächstes Ziel sind die USA.

Höhere Wirksamkeit

Zweiter Forschungs-Schwerpunkt des 2006 gegründeten Spin-offs der Vetmed. Uni Wien ist die Verbesserung der Wirksamkeit von schwer löslichen Wirkstoffen. „Das ist besonders für die Behandlung von sensiblen Organen wie Augen oder Nase eine Herausforderung“, erläutert Grassauer. Damit Lösungen wie Augentropfen rascher wirken, kommen natürliche Nährstoffe aus Süßholz oder Rosskastanie zum Einsatz. Noch im Winter soll mit der klinischen Zulassungsstudie begonnen werden, Produktzulassungen aus der Technologie-Plattform „Marinosolv“ erwartet Grassauer in ein bis eineinhalb Jahren.

Für die Studien sowie die weitere Expansion mit den Carragelose-Produkten benötigt Grassauer Kapital. Noch in diesem Jahr kann er sich daher einen Börsegang in Wien vorstellen. „Für Börsengänge im Bereich Life Science ist das Zeitfenster noch offen“, glaubt er. Dass Marinomed mit 33 Mitarbeitern und 4,8 Mio. Euro Umsatz noch zu klein für einen IPO sei, findet er nicht. Es komme nicht auf die Größe, sondern auf die Technologie an.

Als Finanzierungs-Alternative schließt er auch einen strategischen Investor nicht aus. Marinomed ist zu 46 Prozent im Eigentum der Gründer und des Managements. Weitere Anteile halten Investoren und Beteiligungsgesellschaften u.a. Acropora aus Saudi-Arabien und ARAX Capital Partners.