"Eine Energiewende ohne Wasserkraft geht nicht"
Von Kid Möchel
Scharfe Kritik an der deutschen Energiepolitik kommt vom größten österreichischen Energieversorger Verbund. Denn: Die Energiewende bei unseren nördlichen Nachbarn, sprich der Ausstieg aus der Atomkraft, hat zwar die Windkraft forciert, aber auch den Betrieb von Braunkohle-Kraftwerken wieder wirtschaftlich attraktiv gemacht. Die günstigen Energiekosten machen die deutsche Industrie noch wettbewerbsfähiger. Aber aufgrund der hohen CO2-Emissionen zählen Kohlekraftwerke zu den größten Dreckschleudern und Klimakillern.
"Die Braunkohle-Kraftwerke sind die Schande der Energiewirtschaft", sagt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. "Frau Merkel etabliert sich als Energiewende-Kanzlerin, doch ihre Energiewende war kontraproduktiv." Ziel müsse sein, weltweit die fossilen Brennstoffe zu reduzieren. Faktum ist: Die 28 EU-Staaten importieren 53 Prozent ihres Energiebedarfs. Jährliche Kosten: 400 Milliarden Euro.
Bis zu 36.000 Jobs
Als größter Player im Bereich Erneuerbare Energien wollen die europäischen Wasserkraft-Betreiber künftig eine stärke Rolle spielen. Derzeit beträgt die volkswirtschaftliche Wertschöpfung durch Hydroenergie in Europa 25 Milliarden Euro pro Jahr. Bis 2030 könnten die Wasserkraft um 20 Prozent ausgebaut und die Energie-Importe reduziert werden.
Das ergibt eine Studie, die die 21 führenden Wasserkraftkonzerne Europas in Auftrag gegeben haben. Schon ein Ausbau um zehn Prozent würde zusätzliche 60 Terrawatt-Stunden Strom erzeugen, das ist ungefähr der Jahresbedarf Österreichs. Zugleich würden bis zu 36.000 neue Jobs geschaffen und die CO2-Emissionen weiter sinken. Schon jetzt werden 180 Millionen Tonnen CO2 durch Wasserkraft vermieden.
Rund 65 Prozent des heimischen Strombedarfs werden aus Wasserkraft erzeugt. Ohne neue regulatorische Maßnahmen in Europa könne die Wettbewerbsfähigkeit von Hydroenergie nicht sichergestellt werden.
"Eine Konfrontation unter den Erneuerbaren Energien ist das Dümmste, aber wir brauchen für alle Technologien gleiche Rahmenbedingungen, da sprechen wir nicht nur von Förderungen", sagt der Verbund-Chef. "Die Erneuerbaren Energien haben einen Gegner, der heißt fossile Energien."