Wirtschaft

Ein neuer Besen für Semper Constantia Privatbank

Ende März ist Bernhard Ramsauer als Vorstandsboss der Deutschen Bank Österreich ausgeschieden. Bereits am 7. April übernahm der Private-Banking-Experte einen anderen Vorstandsvorsitz: Jenen der Semper Constantia Privatbank, die mehrheitlich den Industriellen Hans-Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg gehört. Stimmt die Finanzmarktaufsicht zu, wird Ramsauer gemeinsam mit seinen drei Vorstandskollen den Alteigentümern Anteile abkaufen. Das Quartett könnte dann mit 16 bis 19 Prozent an der Bank beteiligt sein. Der neue Bankchef im KURIER-Interview.

KURIER: Vor fünf Jahren wurde die alte Constantia Privatbank geteilt. Den guten Teil erwarben Investoren um Hans-Peter Haselsteiner. Laut OGH haften die Käufer für Altlasten der Bank. Ein Problem für Sie?
Bernhard Ramsauer:
Nein, überhaupt nicht. Das OGH-Urteil war ganz in unserem Sinn. Bei der zivilrechtlichen Haftung besagt das Urteil, dass die Semper Constantia bis zur Höhe des Kaufpreises haftet. Der liegt auf einem Treuhandkonto zur Bedienung allfälliger Gläubiger. Die heutige Semper Constantia hat mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun. Wenn die Finanzmarktaufsicht zustimmt, werde ich mich mit den anderen Vorständen an der Bank beteiligen. Glauben Sie mir, wir haben die Bank sehr genau geprüft und alle Ecken angeschaut.

Wie zu hören ist, treten die Eigentümer für mehr Internationalisierung ein. Kommt die jetzt?
Die Semper Constantia hat eine ganz starke Konzentration auf Österreich. 80 Prozent der Assets, die wir verwalten, stammen von institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen. Wir wollen mehr Privatkunden. Und wir werden das Geschäft ein bisschen internationalisieren. Zum Beispiel mit Kunden aus Italien. Auch Osteuropa ist interessant. Vom Privatkundengeschäft wird aber nicht mehr als 20 Prozent international sein.

Sie sind schon länger im Private-Banking-Geschäft. Bringen Sie Kunden in die Semper Constantia mit?
Es wird Kunden geben, die die persönliche Beziehung so schätzen, dass sie mitgehen (schmunzelt). Manche Kunden kenne ich schon seit meiner Zeit bei der CA. Persönliche Beziehungen werden in dem Geschäft überhaupt immer wichtiger. Durch Internet und andere Dinge ist der Zugang zu Know-how mittlerweile eine offene Sache. Entscheidend ist die richtige Fokussierung auf den Kunden. Wenn einer sagt, er kann sich mehr Risiko vorstellen, heißt das vielleicht, dass er fünf statt drei Prozent Aktien will. Bei einem anderen, dass er zur Hälfte in Aktien gehen will. Es geht um einen dialektischen Prozess, um die richtige Architektur zu bauen.

Wie sehen Sie und Ihre reiche Kundschaft die Steuerreform?
Da muss man wirklich sagen, die passiert mit gesundem Augenmaß. Wären echte Vermögenssteuern gekommen, hätte es Kapitalbewegungen gegeben. Ich rufe aber jedem laut zu: Die Zeit des Schwarzgeldes ist vorbei.


Haben Reiche Sorge, dass das Bargeld abgeschafft wird, wie manche Ökonomen das fordern?
Nein. Aber die Tendenz zum bargeldlosen Zahlungsverkehr ist eindeutig. Bargeld im Safe zu bunkern macht keinen Sinn. Man weiß ja nicht, wie und wo und ob man es später verwenden kann. Vielleicht wird man ja später größere Beträge gar nicht mehr bei der Bank einzahlen, sondern nur noch überweisen können.

Ist Gold da eine Alternative?
Die Idee, dass Gold die einzige Reserve ist, ist illusorisch. Ich halte Gold für hochriskant, weil Kurs und Währungen volatil sind. Es eignet sich aber zur Beimischung.
Steht bei Reichen wirklich nur der Vermögenserhalt im Vordergrund?
In Krisenzeiten ja. Werterhalt ist das klare Ziel. In Wirklichkeit geht es aber natürlich um Wertzuwachs.

Wo wird dieser Zuwachs im derzeitigen Zinstief, das ja noch länger anhalten wird, zu erzielen sein?
Mit einer guten konservativen Mischung sind auch heuer Renditen zu erzielen. Ein bissl Aktien, auch bei Anleihen kann man noch etwas finden, und High Yield dazumischen. Mit Anleihen wird man heuer aber sicher nicht so gut verdienen wie im Vorjahr. Ganz wichtig ist die Streuung.


Ihre Branche ist im Umbruch, weil sich kleine Banken die regulatorischen Anforderungen nicht leisten können ...
Wir wollen aktiver Konsolidierer sein, wie es so schön heißt. Wir schauen uns an, wo wir zukaufen können. Im Privat Banking genauso wie im Fonds- und im Depotbankgeschäft.

Sie sind selbst sehr vermögend. Warum tun Sie sich diesen Job überhaupt noch an?
Weil es mir viel Spaß macht. Außerdem werde ich, wenn die FMA zustimmt, Mitunternehmer. Da gibt es dann ganz andere Möglichkeiten als in einem Konzern wie der Deutschen Bank.

Von der ehemaligen Zentrale der Creditanstalt in der Wiener Innenstadt, wo Bernhard Ramsauer (55) vor 27 Jahren begonnen hat, sind es nur ein paar Schritte bis zur Semper Constantia Privatbank. „Räumlich bin ich nicht weit gekommen“, grinst er. Nach seiner CA-Zeit war er etliche Jahre lang Österreich-Chef der deutschen Privatbank Sal. Oppenheim. Diese wiederum wurde 2009 von der Deutschen Bank übernommen. In Österreich wurde das Geschäft der beiden Banken mit betuchter Kundschaft zusammengeführt, Ramsauer war bis vor Kurzem Vorstandschef dieser Deutschen Bank Österreich AG.

Ramsauer bewohnt derzeit noch eine 1036-Quadratmeter-Villa in Wien-Döbling, die ihm kurz selbst gehörte. Die Vorgeschichte dazu: Sein früher Arbeitgeber Sal. Oppenheim (später die Deutsche Bank) räumte ihm die Möglichkeit ein, die von ihm genutzte Villa jederzeit zum Verkehrswert zu erwerben. Diese Möglichkeit nutzte er Ende Juni 2013, er kaufte sie für 9,6 Millionen Euro. Ramsauer verfügte zudem über die Option, das Anwesen jederzeit teurer weiterzuverkaufen. Nur zwei Monate später tat er dies auch gleich. Der Käufer, der Vizepräsident des russischen Ölkonzerns Lukoil, machte 23,8 Millionen Euro dafür locker. Ein Immobilien-Deal, um den ihn etliche Kunden beneidet haben dürften.

Ramsauer ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Die zwei Großen (24 und 22) studieren. Die beiden Jüngeren, ein Zwillingspaar, sind 13 und Gymnasiasten.

Die Semper Constantia Privatbank gehört auf dem heimischen Private-Banking-Markt zu den führenden Instituten. Die Bank verwaltet knapp elf Milliarden Euro an Kundengeldern (Assets under Management).