Wirtschaft

Ein Drittel der Österreicher wickelt Behördengänge online ab

Vier von zehn Österreichern interagieren in etwa alle drei Monate mit Behörden. Ein Drittel davon führt die Behördenwege online durch, jeder Zweite entscheidet sich für eine persönliche Abwicklung. Zu diesen Ergebnissen kommt die EY-Studie Smart Country Österreich 2018. Dafür hat die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY mehr als 20 Führungskräfte aus Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung in Österreich persönlich in Form von qualitativen Interviews und 1000 Österreicher via Fragebogen befragt.

Zufrieden mit den Online-Behördenwegen sind 64 Prozent, das sind neun Prozent weniger als 2012. Trotzdem steigt die E-Government-Nutzung – von 2012 auf 2017 konnte ein Plus von 7 Prozent auf 74 Prozent erzielt werden. Die größten Barrieren bleiben dabei dieselben: An erster Stelle rangiert geringes Wissen über die bestehenden Angebote, gefolgt von der Anschaffung zusätzlicher Hardware und mangelnder Durchgängigkeit.

Hindernisse

Während sich nur ein knappes Viertel (23 %) der Bürger angemessen über digitale Behördenwege informiert fühlt, schätzen Führungskräfte der Verwaltung ihren Informationsstand in Sachen Digitalisierung gut, wenn nicht sogar sehr gut ein.

Speziell ältere Bürger, die auf Online-Abwicklung setzen, geben an, bereits mit Problemen im Durchführungsprozess gekämpft zu haben. Ein Viertel aller Befragten ist bereits mehrmals auf Hindernisse gestoßen. Dabei werden vor allem zu wenig Erklärungen (55 Prozent), Systemausfälle (40 Prozent) und „unverständliches Beamtendeutsch“ (31 Prozent) als Gründe für Schwierigkeiten angeführt.

Datensicherheit

„Um künftig auf die Online-Erledigung von Behördenwegen zu setzen, muss der Wissensstand der Bürger ausgebaut werden. Je besser man informiert ist, desto eher vertraut man der digitalen Durchführung“, sagt Christoph Harreither von EY Österreich.  Neben der geringen Verständlichkeit gilt die Frage nach der Datensicherheit als größtes Problem bei der Online-Abwicklung. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) gibt an, Sorge um ihre Daten zu haben und sich unwohl dabei fühlen, ein „gläserner Bürger“ zu sein.

Der Wunsch nach mehr Angeboten für Online-Erledigung von Behördenwegen ist deutlich erkennbar, vor allem bei An- und Ummeldung ist das Interesse groß: 70 Prozent wünschen sich Möglichkeiten der digitalen Kfz-An- und Ummeldung, mehr als zweit Drittel (78 Prozent) empfinden es als relevant, die Ausstellung von Meldebestätigungen, das An- und Abmelden des Wohnsitzes sowie Namensänderungen künftig ins Internet zu verlagern. Vier von zehn Österreichern würden auch die Digitalisierung der Bürokratie rund um das Thema Reisepass begrüßen. Beim Thema Wahlen sind sich 38 Prozent einig, dass eine Online-Abwicklung von Vorteil wäre.

Budgetknappheit

Während die Bürger sich mehr Wissen rund um Online-Abwicklungen wünschen, zeigen sich die Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung grundsätzlich zufrieden mit dem derzeitigen E-Government-Angebot: Knapp die Hälfte der befragten Führungskräfte erachtet den Status der Digitalisierung in der österreichischen Verwaltung als sehr weit fortgeschritten, insgesamt bewerten bei weitem die meisten Experten den jetzigen Stand positiv.

Dennoch zeigt sich für deutlich über die Hälfte der Befragten ein großes Problem: Budgetknappheit. Die Ressourcen für Digitalisierungsprojekte sind nach Einschätzung vieler Führungskräfte im besten Fall genügend, um punktuelle oder Pilotprojekte durchzuführen, jedoch reichen sie für eine flächendeckende Ausrollung und ressortübergreifende Unternehmungen nicht aus.

Aus dem Wunsch der Bürger nach Digitalisierung resultieren geplante Veränderungen der öffentlichen Verwaltung: Bis April 2019 werden sukzessive die zehn wichtigsten Behördenwege über die Online-Plattform oesterreich.gv.at bzw. eine App abwickelbar sein. Das erste umfassende Projekt ist der „Babypoint“, durch den alle Amtswege rund um das Neugeborene digital erledigt werden können.