Wirtschaft

Die Zeit der negativen Renditen geht zu Ende

Freunde werden Donald Trump, der künftige US-Präsident, und Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank Fed, keine mehr werden. Im Wahlkampf hatte Trump ihr vorgeworfen, dass sie den Leitzins nur deshalb so extrem tief gehalten habe, um Barack Obamas Wirtschaftsbilanz zu verschönern. Tatsächlich sollte sich Trump allzu stark steigende Zinsen gar nicht wünschen. Wenn er nur einen Teil seiner Wahlversprechen wahr macht, wird er die Steuern senken und viel Geld in die Infrastruktur stecken. Dafür sind höhere Staatsschulden nötig – deren Zinsen schon steigen und weiter steigen werden.

Ganz abgesehen vom Trump-Gepolter wird Yellen bei der nächsten Fed-Sitzung am Mittwoch mehrere Gründe haben, die Leitzinsen erstmals seit einem Jahr anzuheben: Die Arbeitslosigkeit, die sie besonders besorgt gemacht hat, ist deutlich unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen. Die Löhne sind spürbar gestiegen, Öl und andere Rohstoffe sind teurer geworden. Das alles trägt dazu bei, dass die Inflation anzieht. Laut Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI), steht den Amerikanern im nächsten Jahr eine Teuerungsrate von durchschnittlich 2,2 Prozent und im Jahr darauf von 2,6 Prozent ins Haus.

Statt Deflation (sinkende Preisniveaus auf breiter Front) ist also wieder Inflation im Gespräch. Damit diese nicht allzu hartnäckig anzieht, wird die Fed im kommenden Jahr zwei weitere Zinsschritte nach oben tun, erwartet Brezinschek. Anfang 2018 könnte dann noch ein Schritt folgen. Für Ende 2018 wird jetzt ein US-Leitzins von 1,5 Prozent erwartet.

Renditen steigen

Für Anleihen bedeutet diese Entwicklung: Die Kurse fallen, die Renditen (der Zinssatz im Verhältnis zum Kurs der Anleihe) steigen – auch in Europa. Vor der Wahl Trumps hatten mehr als 90 Prozent der Schweizer Anleihen negative Renditen, jetzt nur noch rund 60 Prozent. Auch der Anteil der negativen Renditen in Österreich ist deutlich gesunken. Brezinscheks Tipp für Anleger: Auf kurze Laufzeiten von maximal vier Jahren setzen. Wer einen Ausstieg versäumt habe, solle zuwarten. In ein paar Wochen könne durchaus eine Gegenbewegung bei den Anleihekursen folgen.