Die Welt der vielen Briefkästen von A bis Z
Von Christine Klafl
A wie Anonymität:Die Vermittler von Briefkastenfirmen halten die Namen ihrer Kunden oft geheim oder setzen Strohmänner ein, um zu verschleiern, wer hinter dem Geld steckt.
B wie Briefkastenfirma: Das ist eine Firma, die nur auf dem Papier besteht und keine wirtschaftliche Tätigkeit hat – sozusagen eine Hülle ohne Inhalt, aber mit Adresse, eben für einen Briefkasten.
C wie China: In den Panama Papers werden Verwandte von mindestens acht aktiven und früheren Mitgliedern des höchsten Machtorgans, des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei, genannt. Auch Chinas Elite will ihre Vermögensverhältnisse verschleiern und vor Enteignung schützen.
D wie Datensatz: Unterlagen zu rund 214.000 Briefkastenfirmen vor allem in Panama und den Britischen Jungferninseln enthält der Datensatz, der der Süddeutschen Zeitung anonym zugespielt wurde.
E wie Erklärungsbedarf: Es ist nicht illegal, eine Briefkastenfirma zu besitzen. Vor allem Politiker haben aber großen Erklärungsbedarf, wenn sie wortreich gegen Steueroasen wettern, selbst aber dort Geld haben.
F wie FMA: Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat am Mittwoch eine Sonderprüfung der österreichischen Banken gestartet, die in den Panama Papers genannt werden (Hypo Vorarlberg, Raiffeisen Bank International).
G wie Gunnlaugsson: Islands Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson hatte vor neun Jahren mit seiner künftigen Ehefrau auf den britischen Jungfraueninseln eine Briefkastenfirma gegründet und dort Millionen Euro geparkt. Bei seinem Einzug ins Parlament verschwieg er sein Vermögen. Er musste diese Woche zurücktreten.
H wie Hacker: So werden Personen bezeichnet, die in Computersysteme eindringen und Daten klauen. Das Material über Kunden einer Kanzlei in Panama wurde auf diese Weise "besorgt".
I wie ICIJ: Das ist ein internationales Konsortium investigativer Journalisten. Etwa 370 Journalisten aus 78 Ländern haben die Daten über Briefkastenfirmen in Steueroasen ausgewertet. In Österreich gehören ORF und Falter zum Netzwerk.
J wie Jackie Chan: Der chinesische Filmstar ist bekannt für seine Martial-Arts-Filme. Seine aktuelle Rolle: Er wird zu jenen reichen Chinesen gezählt, die sich Briefkastenfirmen zugelegt haben.
K wie Korruption: Es ist grundsätzlich nicht illegal, Geld im Ausland zu bunkern. Wer aber etwa durch Korruption zu Geld gekommen ist, wird es natürlich gerne in verschachtelten Konstruktionen verstecken.
L wie Leak: Der englische Begriff für Leck steht für die Veröffentlichung von Informationen, die nicht zur Veröffentlichung vorgesehen sind. Das Leak in Sachen Panama umfasst 2,6 Terabyte. Um diese Datenmenge zu speichern, wären mehr als 500 DVDs nötig.
M wie Mossack Fonseca: Das ist jene Kanzlei in Panama, die seit Jahrzehnten Briefkastenfirmen gründet und sie weiterverkauft. Gegründet wurde die Kanzlei 1977 vom deutschstämmigen Rechtsanwalt Jürgen Mossack. Seit 1986 ist der Panamaer Anwalt und Schriftsteller Ramón Fonseca Mora mit an Bord.
O wie Offshore: Mit Offshore (von der Küste entfernt) werden Länder bezeichnet, in denen Vermögen kaum oder nicht besteuert werden und die mit den Daten der Kundschaft äußerst diskret umgehen – man könnte auch Intransparenz dazu sagen.
P wie Panama Papers: So wird der Datensatz genannt, der über Kunden der Kanzlei Mossack Fonseca Auskunft gibt.
R wie Roldugin: Der russische Cellist Sergej Roldugin, von manchen als bester Freund Putins bezeichnet, soll zwei Briefkastenfirmen in Panama und der Karibik haben.
S wie Steueroase: So werden Länder bezeichnet, die auf Einkommen oder Vermögen keine oder besonders niedrige Steuern einheben.
T wie Transparenz: Als Reaktion auf die Enthüllungen will Panama nun doch für etwas mehr Transparenz sorgen und zumindest über Datenaustausch reden.
V wie Vorarlberger Hypo: Die Bank wird in den Panama Papers genannt. Das heißt nicht, dass Ungesetzliches passiert ist. Bankchef Michael Grahammer tritt trotzdem zurück. Wegen der medialen Vorverurteilung, sagte er.
W wie Wyoming: Die US-Bundesstaaten Wyoming und Nevada zählen zu den attraktivsten Steuerparadiesen. Die Kanzlei Mossack Fonseca ist auch dort aktiv.
Z wie Zensur: Weil sich Verwandte von Amtsträgern in den Panama-Papieren finden, hat Chinas Zensur die Staatsmedien angewiesen, Berichte über Offshore-Firmen zu suchen und diese zu löschen. In sozialen Medien wurde die Suche nach "Panama Papers" oder den Namen der Genannten verhindert.