Wirtschaft

Die Währung aus dem Nichts - Bitcoin stürzt ins Chaos

Der Totalausfall der Bitcoin-Börse Mt.Gox wird immer mysteriöser: Seit Dienstag ist die Handelsplattform offline - Anleger können nicht mehr auf ihr digitales Geld zugreifen. Angeblich sind 744.400 Bitcoins im Wert von 330 Millionen Euro verschwunden. Mt.Gox-Gründer Mark Karpeles bleibt Erklärungen schuldig - er sei in Japan und arbeite an einer "Lösung für die Angelegenheit", teilte er lapidar mit. In Japan ermitteln nun Finanzbehörden und die Polizei - und auch die US-Justiz hat laut Wall Street Journal Unterlagen von Mt.Gox angefordert.

Was ist Bitcoin eigentlich?
Ein virtuelles Zahlungsmittel ("Kryptowährung"), das 2009 erfunden wurde. Bitcoins werden durch komplexe Computerberechnungen erschaffen und existieren nur digital– auf dem Smartphone oder Tablet. In Onlineshops (und vereinzelt der realen Welt) werden sie als Zahlungsmittel akzeptiert. Der Hype brach aus, weil der Wert von 10 Euro im Jänner auf 1006 Euro im November 2013 stieg. Insgesamt sind Coins im Wert von 5,4 Milliarden Euro im Umlauf.

Warum hat Bitcoin viele Fans?
Bitcoins werden weder von Staaten noch von Zentralbanken herausgegeben oder kontrolliert - für die einen ein gutes Argument, für andere Anlass zu größter Sorge. Die Gesamtzahl an Coins ist bei 21 Millionen Stück gedeckelt. Das halten Anhänger für einen guten Schutz gegen Inflation.

Welche Rolle hat Mt. Gox gespielt?
Eine große. Über solche Handelsplattformen werden Bitcoins in Dollar oder Euro getauscht. Zu Spitzenzeiten wurden 80 Prozent der Transaktionen bei Mt.Gox in Tokio abgewickelt. Schon in der Vergangenheit waren Börsebetreiber verschwunden - oft mit Kundengeld. Mt.Gox wäre der bisher größte Fall.

Sehen geschädigte Anleger ihr Geld wieder?
Unwahrscheinlich. Bitcoin-Börsen sind völlig unreguliert - es gibt weder Aufsicht noch Einlagensicherung. Kriminelle können sich hinter der Anonymität verstecken.

Ist das das Ende der Bitcoin-Manie?
Gut möglich. Fans sprechen von Kinderkrankheiten oder schwarzen Schafen. Allerdings erklärt bitcoin.de-Chef Oliver Flaskämper, kriminelle Elemente hätten bei Mt.Gox "die seit 2011 bekannte Schwachstelle im Bitcoin-Netzwerk ausgenutzt" und die Börse über Jahre "mutmaßlich schleichend um Kunden-Einlagen erleichtert". Das schafft nicht gerade Vertrauen in die angeblich ausgefeilte Technologie. Für die breite Masse hat sich Bitcoin wohl erledigt - und damit der sagenhafte Aufstieg. Und nicht zuletzt haben die Bitcoinianer wegen Mt.Gox nun staatliche Behörden am Hals - was sie am allerwenigsten wollen.