Die Pläne des Bau-Tycoons
Von Christine Klafl
Vor Kurzem hat Hans Peter Haselsteiner, Boss des Bauriesen Strabag, seinen Rückzug in knapp zwei Jahren angekündigt. Im Interview erzählt er, was er dann tun wird, warum er weiter in Euro zahlen will und was er mit seinen Investments – von Conwert über eine Privatbank bis zur Westbahn – vorhat.
KURIER: Die Schuldenkrise im Euroraum erreicht immer neue Höhepunkte. Große Konzerne sollen sich auf die Rückkehr nationaler Währungen vorbereiten. Sie auch?
Hans Peter Haselsteiner: Ich hoffe, wir zahlen auch weiterhin in Euro. Wenn nicht, wären die Konsequenzen nicht abwägbar. Das Risiko, den Euro platzen zu lassen, ist viel zu groß, das wäre ein Super-GAU. Der Euro und die europäische Solidarität sind unverrückbar. Missstände muss man natürlich bekämpfen. Das heißt nicht, dass man die (Schuldensünder, Anm.) schonen muss.
Ihre Familienstiftung hat im Frühjahr rund ein Viertel am Immobilienunternehmen Conwert übernommen. Werden Sie weiter aufstocken? Und wie sind Sie mit der Entwicklung des Aktienkurses zufrieden?
Was die Kurse betrifft, bin ich als Strabag-Aktionär nicht verwöhnt. Mit einem Conwert-Anteil von mehr als 30 Prozent wäre ich übernahmepflichtig. Das kann ich mir nicht leisten (schmunzelt). Für mich ist das Conwert-Investment eine Anti-Inflationsinvestition.
Wird innerhalb der Conwert noch viel geändert?
Es wurde schon einiges gemacht, aber es ist noch viel zu tun. Zum Beispiel bei der Hausverwaltung und den Services, das ist zu wenig freundlich und zu wenig kostengünstig.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, bei Conwert einzusteigen?
Klaus Umek hat zu mir gesagt: Warum kaufen Sie Häuser und keine Aktien, die Häuser besitzen?
Das Conwert-Aktienpaket wurde von Petrus Advisers, Finanzinvestoren rund um Herrn Umek, kontrolliert. Jetzt haben Sie die Kontrolle. Gab es Streit?
Nein, er hat mir bei anderen Deals auch geholfen (siehe Hintergrund). Seine Tipps werden wertvoll für mich bleiben. Konkretes Projekt gibt es aber keines.
Zu diesen Deals hat auch Ihr Einstieg bei der Privatbank Semper Constantia gehört. Wollen Sie, wie viele Industrielle früher, Banker werden?
Nein, die Bank ist einfach ein Investment für mich. Und ich hoffe, ein gutes Investment gemacht zu haben. Spekulation lehne ich ab.
Nach dem Ausstieg von Alain de Krassny aus der Semper Constantia Privatbank haben Sie und andere Investoren die Anteile übernommen. Suchen Sie neue Investoren?
Ich will den Aktionärskreis nicht unbedingt erweitern, aber es wird schon eine Verbreiterung geben. Aus dem Aufsichtsrat werde ich jedenfalls ausscheiden.
Aufstocken mussten Sie auch Ihren Anteil an der Westbahn, als Mitgründer Stefan Wehinger ausgestiegen ist. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Westbahn?
Der Westbahn ist ein reibungsloser Start gelungen. Hut ab auch vor der Leistung von Herrn Wehinger. Die Westbahn ist ein komplexes Unterfangen. Ich hoffe, dass vernünftige Preise gelingen werden. Das ist auch ÖBB-Chef Kern bewusst. Um die Kosten zu decken, müssten wir für die Strecke Wien-Salzburg 20 bis 24 Euro verlangen. Das Ticket kostet zwar regulär 25 Euro, einige Fahrgäste zahlen aber wegen verschiedener Ermäßigungen nicht den Vollpreis.
Für den Frühsommer 2014 haben Sie Ihren Rückzug aus dem Strabag-Vorstand angekündigt. Was tut ein Vielarbeiter wie Sie dann?
Fad wird mir sicher nicht. Ich werde mich mehr um Kunst- und Sozialprojekte kümmern. Und vielleicht zwei Wochen länger Ski fahren gehen.
Könnten Sie sich vorstellen, bei einer Partei von Frank Stronach mitzutun?
Ich bin ein glühender Europäer, Frank Stronach ist ein Anti-Europäer. Wie sollte sich das verbinden lassen?
Deripaska: Der Oligarch und die Strabag
Rückkauf Der russische Oligarch Oleg Deripaska kauft sich langsam wieder Anteile am Baukonzern Strabag zurück. Zu Wochenbeginn hat seine Firma Rasperia weitere 0,6 Prozent erworben und kommt nun auf 17,6 Prozent. Bis Ende Juli 2014 kann Deripaska in mehreren Tranchen weitere 7,4 Prozent übernehmen. Die Aktien stammen aus dem Besitz der übrigen Kernaktionäre wie Haselsteiner und die Raiffeisen-Gruppe.
Rückzug Deripaska war im April 2007 bei der Strabag eingestiegen, musste sich mitten in der Finanzkrise allerdings von seinem 25-Prozent-Anteil trennen. Haselsteiner und Raiffeisen übernahmen damals seine Anteile und räumten ihm eine Rückkaufoption ein.
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