Die Konjunktur bereitet der Oberbank Sorgen
Für Franz Gasselsberger ist es schon fast Routine: Zum bereits zehnten Mal in Folge konnte der Chef der oberösterreichischen Oberbank das beste Halbjahresergebnis präsentieren. "Wir konnten im zweiten Quartal den Rückgang des ersten Quartals kompensieren", sagte er bei der Präsentation der Zahlen gestern, Donnerstag.
Und dennoch war dieses Mal etwas anders. Gasselsberger nannte es „nicht das übliche Tiefstapeln“, als er betonte, hochzufrieden zu sein, wenn das Institut zu Jahresende annähernd das Ergebnis von 2018 erreichen sollte. Denn „die Rahmenbedingungen sind alles andere als leicht“.
Strafzinsen
Das sind die nach unten gerichteten Konjunkturprognosen, die beginnende Investitionszurückhaltung der Unternehmen sowie die Strafzinsen, die Banken für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zahlen müssen. Derzeit sind das 0,4 Prozent, der Banker erwartet eine Anhebung um 0,2 Prozentpunkte im Herbst. Der Oberbank erwachsen durch den Strafzins aus ihren Einlagen bei der EZB von knapp einer Mrd. Euro Kosten von zehn Mio. Euro im Jahr. Und die Straferhöhung wird laut Gasselsberger angesichts der Handelskonflikte die Konjunktur nicht beleben. Privaten Sparern werde der Strafzins nicht weitergegeben, bei einzelnen Großkunden, die die Oberbank nur zum Geld parken nutzen, jedoch sehr wohl.
Unterm Strich steigerte die Oberbank im Halbjahr den Gewinn um 3,9 Prozent auf 118,4 Mio. Euro. Die vor allem der Voestalpine geschuldeten nahezu halbierten Beteiligungsergebnisse wurden durch operative Zuwächse mehr als kompensiert.
Expansion in Deutschland
Neun Filialgründungen sind bei der Oberbank in Deutschland heuer noch in Vorbereitung. Damit kommt das Geldinstitut in Summe auf knapp 180 Niederlassungen. Den Markt in Deutschland will man in zwei bis drei Jahren mit dann rund 50 Standorten abgedeckt haben.
In Wien kommt sie heute auf knapp 30 Filialen. In der neu gefassten "Strategie 2025", die gerade in Arbeit sei, werde die eine oder andere Filiale in der Bundeshauptstadt noch Platz finden. Den Großteil von Wien sieht Gasselsberger aber abgedeckt. Auch in Ungarn wird weiter expandiert.
Streit mit Bank Austria
Im Rechtsstreit mit der an der Oberbank beteiligten UniCredit Bank Austria, die der Ansicht ist, dass Kapitalerhöhungen der letzten Jahrzehnte nicht wirksam zustande gekommen seien, ist die erste Tagsatzung vor Gericht am 9. Oktober.
Zum konkreten Inhalt der Klagebeantwortung und zur weiteren Argumentation vor Gericht schwieg die Oberbank-Spitze heute. "Wir sagen, es war korrekt, dies haben uns auch die Behörden bestätigt", sagte Gasselsberger. Er gehe davon aus, dass dies auch die Gerichte bestätigen. Bis heute wisse man nicht, was UniCredit wirklich vorhabe. "Sie sollen sagen, was sie wollen und nicht mit juristischen Spitzfindigkeiten Unruhe stiften", so der Oberbank-Chef. "Wir wollen keinen Streit, sondern Rechtssicherheit."