Wirtschaft

Die Einkaufsmacht der Sofa-Surfer

Fast hätte der deutsche "Katalog-Konzern" Otto die dynamische Entwicklung des Internet-Handels verschlafen. Amazon oder Zalando waren im Online-Vertrieb schneller und innovativer. Um verlorenes Terrain aufzuholen, modelt sich der Versandriese jetzt mit viel Geld zum "Technologieunternehmen" um. Im kommenden Jahr sollen in Österreich 15 Millionen Euro in den eCommerce-Ausbau der Marken Universal , Otto und Quelle (Unito-Gruppe) investiert werden, kündigte Unito-Chef Harald Gutschi an. Universal ist hinter Amazon zweitgrößter Online-Händler in Österreich, gefolgt von Zalando und Otto.

"Der Flächenwahn im Handel rächt sich. Die Bereinigung in Österreich setzt voll ein."


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Grund für das Investment ist auch das geänderte Kundenverhalten. "Bestellt wird heute nicht nur am PC, sondern zunehmend auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets", erläutert Gutschi. "Couch-Commerce" wird dieser Trend genannt, weil die meisten Bestellungen am späteren Abend bei den Versandhändlern einlangen. Etwa die Hälfte davon von mobilen Endgeräten. "Das Geschäft entscheidet sich am Smartphone", sagt Gutschi. Inzwischen macht Otto bereits 90 Prozent seiner Umsätze online. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren, als der letzte, 1400 Seiten schwere Quelle-Katalog erschien, lag der Online-Anteil noch unter 20 Prozent. Dicke Kataloge seien zwar Geschichte, so Gutschi, dünnere Papierkataloge werde es aber auch weiterhin geben. Viele Kunden würden nach wie vor im Katalog die Ware auswählen und dann online oder telefonisch bestellen. Das Durchschnittsalter der Otto-Kunden liegt bei 42 Jahren.

Weihnachtsgeschäft

Während sich der stationäre Handel heuer schon über stagnierende Weihnachtsumsätze freuen dürfte, rechnet Gutschi erneut mit zweistelligen Zuwächsen. "Wir gehen von einem Umsatzplus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr aus." Für den Stationärhandel sieht er schwarz: "Der Flächenwahnsinn rächt sich, die Bereinigung setzt jetzt voll ein." Das Geschäft ankurbeln soll auch ein kostenloser Versand ab einem Bestellwert von 75 Euro sowie eine Angleichung der österreichischen Preise an jene in Deutschland trotz unterschiedlicher Mehrwertsteuer. 2013/’14 setzte die Unito-Gruppe 312 Mio. Euro um, um zwölf Prozent mehr als im Jahr davor.

Die heimische Post profitiert wie ihre Mitbewerber in ganz Europa weiterhin vom boomenden Onlinehandel. Während das Briefgeschäft in den ersten neun Monaten 2014 um 2 Prozent schrumpfte, legte der Paketsektor dank der Einkaufstouren im Internet um 3,3 Prozent zu. Die Zuwächse konnten aber die Brief-Rückgänge nicht zur Gänze kompensieren, der Umsatz sank leicht auf 1,73 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 0,8 Prozent auf 132,6 Millionen Euro, das Vorsteuerergebnis stieg um 1,1 Prozent auf 130 Mio. Euro. Angesichts der guten Zahlen verspricht Post-Chef Georg Pölzl den Aktionären auch für 2014 „eine ordentliche Dividende.“ Im Vorjahr hatte die Post 1,9 Euro je Aktie gezahlt.

Seit kurzem bietet die Post österreichischen Online-Shoppern ein Service für die Zollabwicklung bei Käufen in den USA an. Das sorgt für Kritik vom heimischen Online-Handel. Die österreichische Post unterstütze damit den US-Versandhandel zusätzlich, meinte auch Unito-Chef Harald Gutschi.