Wirtschaft

Autos: Wie bei CO2-Werten getrickst wird

Die Manipulation der Abgas-Werte beim Volkswagen-Konzern haben die Arbeiterkammer veranlasst, eine Studie über die Stickoxid- und Kohlendioxid (Co2)-Emissionen bei Pkw beim Bundesumweltamt in Auftrag zu geben. Das brisante Ergebnis liegt jetzt vor. Bei den 30 zulassungsstärksten Autos gibt es zwischen den Angaben aus dem aktuellen gültigen Prüfverfahren NEFZ (Zulassungsverfahren) und den Co2-Emissionen im realen Straßenbetrieb massive Abweichungen - und somit auch beim Treibstoffverbrauch. Denn: Je höher die Co2-Emissionen desto höher ist auch der Spritverbrauch.

900 Millionen Euro zusätzliche Spritkosten im Jahr 2013

„Die gravierenden Unterschiede zwischen Prospekt und Wirklichkeit bei den Angaben zum Spritverbrauch gehen auf Kosten der Autofahrerinnen und Autofahrer. Und sie verursachen teure Umwelt- und Gesundheitsschäden für die Allgemeinheit“, sagt Sylvia Leodolter, Abteilungsleiterin für Umwelt und Verkehr in der Arbeiterkammer. "Wenn die Herstellerangaben gestimmt hätten, hätte sich die österreichische Volkswirtschaft 900 Millionen Euro an Spritkosten im Jahr 2013 und allein für das Jahr 2010 fast 438 Millionen Euro an Folgekosten wegen abweichender Stickoxid-Emissionen durch Diesel-Pkw erspart." Erstmals liegen laut Arbeiterkammer objektive Angaben über den realen Verbrauch der 30 zulassungsstärksten Pkw-Modelle am österreichischen Markt vor.

Die Abweichungen bei den Co2-Werten liegen zwischen 11,68 Prozent beim Skoda Yeti 2.0 TDI 110 und 47,97 Prozent beim VW Golf VII 1,6 Liter TDI. (siehe Grafik)

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Prospekte weit entfernt von Realität

Egal ob Diesel oder Benziner: Die Verbrauchsangaben in den Prospekten von nahezu allen gängigen Automarken liegen weit entfernt von den realen Werten. „Die EU muss endlich dafür sorgen, dass die Prüfverfahren mit der Realität übereinstimmen“, erklärt Leodolter. Konsumenten und Steuerzahler hätten ein Recht auf faire Information, denn am Ende zahlen sie für den Verbrauch und die Folgekosten für Umwelt und Gesundheit. Sie fordert "realitätsnahe Prüfverfahren für alle Autohersteller in Europa und eine effektive Kontrolle der Verbrauchsangaben“.

Die Studie zeige, so die Arbeiterkammer, dass seit dem Jahr 2000 die Schere zwischen den Sprit-Verbrauchsangaben der Autohersteller und dem realen Spritverbrauch immer weiter aufgegangen ist. Die Kluft ist bis zum Jahr 2013 auf 27 Prozent angewachsen. Erschreckend seien auch die gesundheitsgefährdenden Stickoxidemissionen: Trotz neuer EU-Abgasnormen (Euro 4, 5 und 6) hat es bei den realen Diesel-Pkw-Emissionen in den vergangenen zehn Jahren keinen nennenswerten Rückgang gegeben.

Starke Auto-Lobby als Bremse

„Dass in den vergangenen Jahren die Schlupflöcher in den Prüfverfahren nicht beseitigt wurden, ist auch auf die starke Lobby der Autoindustrie in Deutschland und in Brüssel zurückzuführen“, behauptet AK-Expertin Leodolter. Die Lobbyausgaben der Automobilkonzerne und ihrer Verbände in Brüssel werden insgesamt auf mehr als 18 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Strengere Abgaswerte und Kontrollsysteme seit den 90er Jahren wurden verhindert, verwässert und verzögert. Leodolter:„Nutzen wir jetzt die Debatte, um mit neuen verbindlichen und überprüfbaren Verfahren mehr Kostenwahrheit für die Konsumentinnen und Konsumenten, zu schaffen.“

Audi reagierte am Freitag mit einer Eintauschaktion auf Anfragen von Kunden, die einen Neuwagenkauf erwägen und gleichzeitig ihren vom Diesel-Skandal betroffenen Audi zurückgeben wollen:

Wer einen Audi mit Dieselmotor (EA 189) eintauscht, erhält für den neuen Audi eine kostenlose Anschlussgarantie für fünf Jahre (maximal 100.000 Kilometer). Zusätzlich gibt es einen Satz Audi Original Winterkompletträder kostenlos dazu.

Doch auch für die zurückgegebenen Fahrzeuge gebe es laut Audi Interesse und daher schnürte der Hersteller ein entsprechendes Angebot:

Beim Kauf eines von der Abgas-Thematik betroffenen Jung- bzw. Gebrauchtwagens mit 4-Zylinder Dieselmotor (EA 189) erhält der Kunde eine kostenlose Garantieverlängerung bis zu einer Gesamtlaufzeit von fünf Jahren ab Erstzulassung (maximal 120.000 Kilometer). Die Gebrauchten werden natürlich mit einem entsprechenden Software-Update versehen. Darüber hinaus gibt es ein kostenloses Servicepaket für zwei Jahre und 40.000 Kilometer. Außerdem sind Sondertarife für Leasing und Kredit möglich.