Wirtschaft

Dickes Bündel an Gefahren für das Finanzsystem

„Ich habe noch nie erlebt, dass so viele Akteure daran arbeiten, womöglich eine Krise auszulösen“, sagt Helmut Ettl. Als einer der beiden Chefs der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA) betrachtet er mit Sorge, welche Risiken sich zusammenbrauen. Die Palette reicht von einem unkoordinierten Brexit über eine Wende in der Geldpolitik bis zu EU-Ländern, die sich nicht an Regeln halten, sowie die zunehmenden Handelsstreitereien. „Die Welt ist fragiler geworden“, stellt der zweite FMA-Chef Klaus Kumpfmüller fest. Zu den Bedrohungen für die Stabilität des Finanzsystems gehören für die FMA auch Cyberattacken. Laut Studie des Internationalen Währungsfonds mache der Schaden, der durch derartige Angriffe im Finanzsystem angerichtet wird, mittlerweile mehr als hundert Milliarden Dollar pro Jahr aus.

Die Finanzmarktaufsicht hat daher die Digitalisierung des Finanzmarktes sowie die möglichen Risiken im IT-Bereich zu einem der Schwerpunkte für die nächsten Jahre gemacht. „Wir sehen in den Banken teilweise veraltete und zersplitterte IT-Infrastrukturen“, kritisiert Kumpfmüller.

Auch wenn die EU-Kommission erst am Mittwoch die Fortschritte der europäischen Banken beim Abbau fauler Kredite lobte, bleibt die FMA vorsichtig. „Im Aufschwung werden die faulen Kredite der nächsten Krise vergeben“, so Ettl. Besonders bei Hypothekarkrediten hat die Aufsicht festgestellt, dass manche Bank die Standards zu locker genommen hat. Nach Dialogen mit diesen Instituten habe es schon Verbesserungen gegeben, aber es gebe noch etliches zu tun. Auch bei unbesicherten Konsumkrediten will die FMA künftig schärfer hinschauen.

Aufsichts-Reform

Wie berichtet, geht die Regierung eine Reform der Aufsicht an. Zur FMA soll künftig auch jene Bankenaufsicht gehören, die derzeit in der Nationalbank angesiedelt ist. Die gesetzliche Grundlage dafür soll im ersten Halbjahr 2019 geschaffen werden. Bei den Betroffenen regt sich Widerstand, weil sie Einkommensverluste befürchten. Die FMA lockt sie mit Lob: „Wir kennen diese Mitarbeiter seit Jahren, sie sind hoch qualifiziert. Wir schätzen sie und wir brauchen sie“, sagt Kumpfmüller.