Deutsche Bank: Mit Österreicher in neue Ära
Von Christine Klafl
Mit einem Rekordgewinn von zehn Milliarden Euro wollte der Schweizer Josef Ackermann bei seinem Abschied auftrumpfen. Die Deutsche Bank, die er seit zehn Jahren als Vorstandschef führt, sollte bei seinem Abgang auf dem Höhepunkt stehen. Daraus wurde allerdings nichts. Vor Steuern verdiente das größte Geldhaus Deutschlands im Vorjahr „nur“ 5,4 Milliarden Euro, gab Ackermann bei der Bilanz-Präsentation am Donnerstag bekannt. Das „nur“ ist allerdings relativ. Denn der Vorsteuergewinn ist trotz allem um 36 Prozent höher als im Jahr davor.
Die erzielten Werte waren dennoch tiefer als von vielen erwartet. Im vierten Quartal fiel sogar ein Vorsteuerverlust an, weil das einst so lukrative Geschäft mit dem Kapitalmarkt (von Anleihen bis zur Begleitung von Firmenübernahmen) mehr oder weniger zum Erliegen kam. Sorgen müssen sich der Inder Anshu Jain und der Deutsche Jürgen Fitschen, die im Mai das Ruder bei der Bank übernehmen, dennoch keine machen. Die Bank ist gesund, die Kernkapitalquote von neun Prozent – die die Europäische Bankenaufsicht vorschreibt – ist längst erreicht. Per Jahresende lag sie bei 9,5 Prozent.
Die Macht in der Bank wird ab Mai allerdings ein ganz anderer in Händen halten: Der Österreicher Paul Achleitner, seit 2000 Finanz-Vorstand des Versicherungskonzerns Allianz, wird dann Aufsichtsratsvorsitzender im größten deutschen Geldhaus. Aus der Karriere des 55-jährigen gebürtigen Linzers meinen viele abzulesen, dass die Deutsche Bank dem Bereich Investmentbanking künftig wieder mehr Bedeutung zumessen wird. Der Absolvent der Uni St. Gallen war vor seiner Zeit bei der Allianz Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs – nicht als Befehlsempfänger, sondern als Partner der Bank. Er war einer der 221 Goldman-Sachs-Partner, als die Investmentbank 1999 an die Börse ging und Milliarden Dollar einnahm. Er kann es sich leisten, bei der Deutschen Bank viel weniger zu verdienen als im Allianz-Vorstand.
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