Der Bedarf an Nahversorgern steigt
Von Irmgard Kischko
Immer größere Einkaufsflächen abseits der Städte und Dörfer: Jahrelang boomte der Bau von Shoppingcentern und Fachmarktzentren in Österreich. Mit der zunehmenden Verbreitung des Online-Einkaufens aber endet dieser Boom.
„In den kommenden Jahren wird es praktisch kein Wachstum bei Einzelhandelsflächen in Österreich geben. Das betrifft Einkaufszentren, Fachmarktzentren und Einkaufstraßen gleichermaßen“, ist Jürgen Bruckner, Geschäftsführer des Einkaufszentren-Spezialisten Krocon Holding, überzeugt. Natürlich werde es noch da oder dort einzelne neue Fachmarktzentren geben. „Aber in Summe ist das Wachstum vorbei.“
Die Konsumenten würden nämlich lieber online einkaufen als mit dem Auto aus der Stadt hinaus in Shoppingcenter zu fahren. „Ein großer Trend heißt daher: zurück zu den Konsumenten“, erklärt Bruckner. Er sieht einen gewaltigen Bedarf an Einkaufsflächen in Wohngebieten. Die Menschen würden gerne nach der Arbeit noch rasch etwas einkaufen. Und da wäre es am besten, wenn die Geschäfte gleich in oder neben ihrem Wohnhaus seien.
Erdgeschoß ungenutzt
Für Immobilienentwickler ergebe sich aus diesem Trend eine neue Chance. Denn häufig sei es schwierig, die Erdgeschoße sinnvoll zu nutzen. Oft stünden diese Flächen lange leer oder seien so schlecht geplant, dass Geschäfte häufig wechseln, weil sie an den Bedürfnissen der Kunden vorbeigingen.
In neuen Wohnbauten sei das mit guter Planung erreichbar. Der richtige Händler-Mix sei für einen erfolgreichen Betrieb dieser Geschäftsflächen ebenso wichtig wie die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Bewohner, was etwa Verkehrslärm durch Lieferanten betreffe. Schwieriger und häufig von gravierenden Fehlern begleitet sei die Modernisierung von Einkaufsflächen in bestehenden Gebäuden. „Wer das nicht richtig macht und bei der Neugestaltung nicht auf die Wünsche der Kunden eingeht, kann rasch viel Geld in den Sand setzen“, sagt Bruckner.
Für Immobilienunternehmer oder Bauträger, die sich in dieses Geschäftsfeld wagten und Fehler vermieden, stünden allerdings auch gute Gewinnchancen in Aussicht. Denn dank des boomenden Wohnungsneubaus werde der Einzelhandel in Wohngebieten hohe Wachstumsraten erreichen, glaubt der Immo-Spezialist. Und Krocon selbst will an diesem Trend natürlich auch verdienen.
Die Wiener Krocon Holding entwickelt und verwaltet seit 1994 kleinere Einkaufszentren in Ostösterreich und im Ausland. Zudem betreut sie auch das Einzelhandelsportfolio börsennotierter Investmentgruppen.