Wirtschaft

Denizbank-Chef: "Wir sind unabhängig von Russland"

Die türkische Denizbank ist auch in Deutschland und seit 2003 in Österreich vertreten. Hierzulande verfügt sie bereits über 26 Filialen. 2013 erwirtschaftete das Institut in Österreich 98 Mio. Euro Gewinn. Vor Kurzem war Geschäftsführer Hakan Ates zu Besuch in Wien.

KURIER: Die vergangenen Wochen waren überschattet von Terror in Paris. Beeinflussen diese Ereignisse die Beziehungen zwischen Europa und islamisch geprägten Ländern?

Hakan Ates: Das Schlimmste daran ist, dass diese Ereignisse zwei Auswirkungen haben: Zum einen Islamophobie, zum anderen Radikalismus. Der moslemische Glauben hat nichts mit Terror zu tun und ich lehne das völlig ab. Niemand in meinem Land unterstützt diese Aktivitäten und jede Partei lehnt das ab. Die Türkei ist ein säkuläres Land, in dem die Menschen ihrem Glauben frei nachgehen können.

Die Türkei ist ein wichtiger Partner für europäische Unternehmen. Ist die Politik von Präsident Recep Erdogan nicht ein Hindernis für eine weitere gute Zusammenarbeit?

Ich bin kein Politiker. Die Türkei versucht seit dem Ankara-Abkommen von 1963 EU-Mitglied zu werden, seit 1987 will die Türkei ein Vollmitglied werden. Das ist somit für unser Land ein über ein halbes Jahrhundert andauerndes Abenteuer. Nichtsdestotrotz, all die zu erfüllenden Kriterien helfen uns viel. Die Türkei hat immer mehr Richtung Westen als nach Osten geschaut.

Wird es jemals zum EU-Beitritt kommen?

Nicht morgen. Die Türkei jedenfalls hat nach wie vor einen ernsten Zugang zu dem Thema, sowohl seitens der Regierung als auch der Bevölkerung. Manchmal gibt es Probleme, natürlich, aus welchen Gründen auch immer, aber im Großen und Ganzen wird ein Beitritt favorisiert.

Aber orientiert sich die Türkei derzeit nicht eher Richtung Osten, vor allem nach Russland?

Wir können unsere Nachbarländer nicht ignorieren. Natürlich ist Deutschland unser wichtigster Handelspartner, dann folgt schon Russland. Wir haben mit beiden Ländern enge Verbindungen im Tourismus- und Energiebereich. Die Türkei wird die Seidenstraße für Energielieferungen von Russland nach Europa. "Turkish Stream" wird im Jahr bis zu 100 Milliarden Kubikmeter russisches Gas nach Europa liefern können. Unterm Strich heißt das: Die Türkei braucht Europa, aber auch umgekehrt.

Denizbank gehört seit dem Jahr 2012 zur russischen Sberbank. Nun gibt es Sanktionen gegen Russland. Fürchten Sie infolge dessen Liquiditätsprobleme?

Nein, wir sind eine alleinstehende Bank, wir finanzieren uns selbst und unabhängig. In den letzten fünf Jahren wurden keine Dividenden an die Sberbank ausgeschüttet. Denizbank hat zudem nichts mit der russischen Wirtschaft zu tun. Wir finanzieren die türkische Wirtschaft. In Österreich werden wir von der FMA überwacht, die Einlagen sind bis zu 100.000 Euro je Sparer gesichert.