"Den kann ich mir als Bundeskanzler vorstellen"
Es war ein Katzensprung für Christian Kern: Railjet 262. Eineinviertel Stunden von Wien nach Linz. "Der Zug war auf die Minute pünktlich. So wie es sich gehört", ergänzt ein Sprecher des ÖBB-Chefs.
Der marschierte am Samstagvormittag entsprechend entspannt ins Linzer Café Central, um auf Einladung der SPÖ zu diskutieren.
Dicht an der Seite des populären Managers: SPÖ-Landeschef Reinhold Entholzer, früher Eisenbahnergewerkschafter, nun Landeshauptmann-Stellvertreter und für den öffentlichen Verkehr zuständig. Entholzer hat in einem Jahr Landtagswahlen zu schlagen. Da schadet es nicht, wenn man sich mit einem Macher zeigt. Auch vor den eigenen Genossen.
Der Frühstücks-Talk in Linz ist ein Heimspiel für den "Bahndeskanzler", wie ihn manche bereits nennen. Kern wird immer wieder als Nachfolger von SPÖ-Chef Werner Faymann ins Spiel gebracht. "Den kann ich mir als Bundeskanzler vorstellen", gesteht ein Roter. "Der Kern bringt bei den ÖBB etwas weiter, warum nicht auch in der Politik?"
Sein Macher-Image pflegt Kern auch am Podium. Eng geschnittener Anzug, perfektes Styling, sonore Stimme, klare Botschaften. "Die ÖBB sind einer der größten Arbeitgeber in Österreich. Und der größte Steuerzahler", betont er. Und vergisst nicht, private Anekdoten einzustreuen. "Zum Frühstück gibt es bei mir nur Espresso und Zeitungen. Da wird jede Minute optimiert." Das wirkt authentisch. Das Publikum lacht, immer wieder gibt es Applaus.
Auf einige Fragen antwortet Kern wie ein Politiker: " Bildung ist der Schlüssel, um unseren Wohlstand zu erhalten", sagt er. "Der öffentliche Verkehr sorgt auch für gerechte Lebenschancen."
Wäre Christian Kern der bessere Kanzler? "Die Frage stellt sich derzeit nicht", sagt SPÖ-Landeschef Entholzer. Nachsatz: "Aber er ist einer, dem ich diese Aufgabe zutraue."