Wirtschaft

Das Zinstief hält an, Experte rät weiterhin zu Aktien

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer Sitzung am Donnerstag die Zinssätze nicht angerührt. Der Leitsatz für die Eurozone bleibt bei 0,00 Prozent, die Banken müssen weiterhin 0,4 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. So weit war es auch erwartet worden. Und doch sorgten die Währungshüter für eine kleine Überraschung: Sie verzichteten im Ausblick auf die Formulierung, dass sie das Anleihen-Kaufprogramm auch wieder ausweiten könnten, wenn sich die Rahmenbedingungen verschlechtern sollten.

Für Experten ist das ein Anzeichen dafür, dass die EZB unter ihrem Chef Mario Draghi langsam, aber doch, die Zinswende einläutet. Die Prognosen der Profis: Der Leitzins werde sich zwar erst im kommenden Jahr von der Nulllinie wegbewegen, beim Einlagensatz für die Banken könnte es aber schon heuer Änderungen geben.

Auch wenn sich das Ende der Geldflut nähert – das angepeilte Inflationsziel von knapp zwei Prozent im Durchschnitt der Eurozone ist noch länger nicht in Sicht. "Der Sieg kann noch nicht verkündet werden", sagte Draghi bei der Pressekonferenz am Donnerstag. In Zahlen ausgedrückt: Für heuer und 2019 wird eine Teuerungsrate von 1,4 Prozent erwartet. Im Jahr darauf sollen es dann 1,7 Prozent sein.

Geldanlage

Für Kreditnehmer bleibt das Zinstief erfreulich, für Sparer gilt das Gegenteil. Sparbuchzinsen abzüglich der Steuer und der Teuerungsrate ergeben in der Regel ein Minus, die Kaufkraft des ersparten Geldes schwindet. Sollten Anleger, die nach Alternativen suchen, zu Aktien greifen? Und das, obwohl es im Februar deutliche Kursverluste an den Börsen gab?

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"Ja", sagt Martin Bruckner, bei der Allianz-Gruppe in Österreich für die Veranlagungen verantwortlich. Am fundamentalen Bild – dem kräftigen Konjunkturaufschwung – habe sich schließlich nichts verändert. Die USA seien im Konjunkturzyklus zwar schon weiter als etwa Europa, die Steuerreform könnte diesen Zyklus aber verlängern. "Das Schlimmste, was man in den vergangenen fünf Jahren tun konnte, ist, nicht zu investieren", sagt Bruckner.

Sein Tipp für Anleger: Aktien im Portfolio ein größeres Gewicht verleihen. Und Staatsanleihen aus Wachstumsmärkten sowie Unternehmensanleihen beimischen. Vor allem für Letzteres sollten Anleger zu entsprechenden Investmentfonds greifen, bei Einzeltitel ist das Verlustrisiko zu groß.

Heuer sollte erneut ein profitables Aktienjahr werden, erwartet Bruckner. Es könnten allerdings auch etliche Risiken lauern. Dazu zählen die Geopolitik (etwa der Syrien-Konflikt), drohende Strafzölle oder zu rasch steigende Rohstoffpreise.

Den zunehmenden Protektionismus sieht auch EZB-Boss Draghi als Risiko für den Wirtschaftsausblick.