Das Geschäft mit den 24 Türchen
Von Christine Klafl
"Früher waren einfache Adventkalender aus Papier in den Haushalten obligatorisch", erinnert sich Marktforscher Andreas Kreutzer von Kreutzer Fischer & Partner. Dieser Markt sei längst rückläufig, weil nur noch in einem Drittel der Haushalte Kinder leben. Das Geschäft mit den 24 Türchen brummt trotzdem. Denn die Industrie hat mit ihren gefüllten Advent-Produkten längst auch Erwachsene erobert und erschließt immer neue Zielgruppen.
Allein das Angebot an ess- und trinkbaren Füllungen ist enorm. Die Palette reicht von Schokoladen, Marmeladen, Müslis, Gewürzen und Salz bis zu Bier-, Wein- und Whiskysorten. Für Bierspezialitäten ist die Kundschaft bereit, durchaus 70 Euro und mehr auszugeben. Auch die Beauty-Branche ist längst auf den Zug aufgesprungen – mit Kosmetik-Überraschungen für Sie und Ihn. Im Reich der Kosmetik gelten befüllte Adventkalender mittlerweile als sehr dekorativer Teil des Weihnachtsgeschäftes. Mandalas zum Ausmalen? Sind ohnehin ein Riesengeschäft. Natürlich gibt es sie mit Weihnachtsmotiven auch in Form von Adventkalendern.
Schon spezieller sind Produkte, die auf Heimwerker abzielen. Außen ein nostalgisches Bild, drinnen 24 Schraubwerkzeuge samt Tasche – so ein Spaß kommt auf rund 50 Euro. Auch die Erotikbranche will sich das Adventgeschäft nicht entgehen lassen. Die Weihnachtsbox mit 24 Sex-Spielzeugen kostet rund 130 Euro.
Technik-Fans können aus einem immer größeren Sortiment auswählen. In 24 Schritten zum eigenen UKW-Radio preist etwa Elektrohändler Conrad den "Adventkalender mit Kultfaktor" an (für 19,90 Euro).
Spielwaren
Playmobil gilt als jene Firma, die 1996 mit Spielzeug befüllte Kalender erfunden hat. Zu den heurigen Spielewelten, die hinter zwei Dutzend Türchen warten, zählt ein "Polizeieinsatz im Juweliergeschäft". Von anderen Herstellern gibt es Star Wars, Bauernhof-Tiere oder jeden Tag einen anderen Dino.
Wie breit das Adventgeschäft aufgestellt ist, "ist ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft infantiler wird", meint Marktforscher Kreutzer. Er schätzt, dass sich der Markt durchaus noch ausbauen lässt, vor allem im Online-Handel.