Wirtschaft

Cyberkriminalität im Steigen: „Sind täglich Angriffen ausgesetzt“

Eine weltweite Cyberattacke durch zerstörerische eMails könnte einer Studie zufolge im Extremfall wirtschaftliche Schäden in Höhe von bis zu rund 170 Milliarden Euro verursachen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Stresstest für Risikomanager, der vom Versicherungsmakler AON durchgeführt wurde.

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Österreichs Wirtschaft ist auf solche Attacken schlecht vorbereitet, vor allem Klein- und Mittelbetriebe (KMU) sind nach Ansicht von Experten stark gefährdet: „Ich habe das Gefühl, die Bedrohung durch Cybercrime ist bei den großen Unternehmen angekommen, aber bei den KMU noch lange nicht. Hier ist es sogar noch schlimmer geworden“, weiß Franz Semmernegg,Vorstandschef des Netzwerkspezialisten Kapsch Business Com AG.

In Österreich hat sich die Zahl der angezeigten Cybercrime-Fälle seit 2014 auf 16.804 fast verdoppelt. Das sind immerhin ein Siebentel aller Anzeigen. Zwei Drittel davon waren vermögensrelevant. „Die Dunkelziffer in diesem Bereich ist vermutlich sehr hoch“, sagt Claus P. Kahn, Leiter des Büros für Betrug, Fälschung und Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt (BMI).

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Wie groß ist das Risiko?

„Cybercrime-Attacken laufen mittlerweile höchst arbeitsteilig ab. Die Tätergruppierungen sind weltweit vernetzt und bieten „Crime as a Service“ an, berichtet Kahn. „Wir sind täglich Angriffen ausgesetzt“, berichtet Semmernegg. Jack Wagner, Gründer der Sicherheitsfirma Cybertrap, rät zur Erstellung eines Notfallplans und verweist auf die unterschätzte Gefahr, die von den eigenen Mitarbeitern ausgeht. „Die Cyberattacke beginnt im eigenen Haus, wenn Mitarbeiter nicht entsprechend sensibilisiert sind. Dabei geht es etwa um Bedrohungen, die von unautorisierten Apps oder Spam-eMails ausgeht.

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Durch die Digitalisierung nehme die Bedrohung massiv zu, waren sich die Diskutanten bei einer Podiumsdiskussion des Wirtschaftsforums für Führungskräfte (WdF) einig. „Mit der Digitalisierung wird es schlimmer. Wenn alle Geräte vernetzt sind, steigt die Bedrohung exponentiell“, sagt Semmernegg. Globale Konzerne würden daher ihre Sicherheitslabels nach oben schrauben und dies auch von ihren Geschäftspartnern verlangen. „Ich rechne mit groß angelegten Cyberangriffen“, sagt Helmut Geil, Chef der AON Holdings Austria. Neben der zunehmenden Vernetzung sieht er im Trend zur Auslagerung von Dienstleistungen an Dritt- und Viertanbieter eine steigendes Risiko.

Was ist zu tun?

Die Experten raten zur rechtzeitigen Vorsorge in Form von Risikoanalysen und Mitarbeiterschulungen. Kapsch etwa bietet ein eigenes „Cyberdefence-Center“ für Betriebe, wo Systeme auf Bedrohungen hin getestet werden können. Um den finanziellen Schaden nach Angriffen einzugrenzen, gibt es eigene Cybercrime-Versicherungen am Markt. Kahn appelliert an die Betriebe, Cybercrime-Vorfälle auch der Polizei zu melden. „Die Strafverfolgung funktioniert nur dann, wenn uns die Delikte auch mitgeteilt werden.“

Infos sind per eMail möglich: against-cybercrime@bmi.gv.at