Coronakrise: Bauern und Molkereien massiv unter Druck
Die verordnete Schließung der Tourismus- und Gastrobetriebe sowie Großküchen hat bei den heimischen Molkereien zu einem beträchtlichen Umsatzausfall geführt.
Zusätzlich ist EU-weit der Milchpreis aufgrund des Überangebots in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Billa und Merkur haben gestern den österreichischen Molkereien und Milchbauern einen unveränderten Einkaufspreis zugesichert.
"Die Ankündigung eines namhaften Handelsunternehmens für die nächsten Wochen keine Preisabsenkungen bei den Einkaufspreisen für Milchprodukte vorzunehmen, wird als wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Einkommen der Milchbauern und zur Bewältigung der Auswirkungen der Coronakrise begrüßt", so der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter und Chef der Kärntnermilch, Helmut Petschar, am Mittwoch in einer Aussendung.
In mehreren EU-Ländern gibt es Bestrebungen zur Stabilisierung der Märkte durch die Supermarktketten. Auch die EU-Kommission hat erste Hilfsmaßnahmen angekündigt.
Molkereien-Verbandschef Petschar appelliert an die anderen heimischen Lebensmittelketten ebenfalls unveränderte Einkaufspreise zuzusichern.
Es gehe um "eine verantwortungsvolle Vorgangsweise", um das Einkommen der Milchbauern zu stabilisieren und "diesen systemrelevanten Sektor" abzusichern.
Viele Milchbauern kamen schon vor der Coronakrise nur knapp finanziell über die Runden. "Billa und Merkur sichern daher als solidarische Überbrückungshilfe für die österreichischen Milchbauern zu, vorerst ihre Einkaufspreise für Milch und Milchprodukte nicht zu senken", so Rewe-International-Vorstand Marcel Haraszti.
Bei den Rewe-Töchtern Billa und Merkur werde es "trotz des Preisverfalls infolge der Mengenüberschüsse im Markt vorläufig keine Senkungen des Milch-Einkaufspreises für die Landwirtschaft" geben. Dies gelte "für die nächsten Wochen".
Die Tourismus- und Gastrosperre hat auch den Absatz von Rinderfleisch und Eiern sinken lassen.
Bei Rewe in Österreich sind die Einkaufspreise für österreichisches Rindfleisch seit März abgesichert, um die Rinderbauern zu unterstützen, so Haraszti.
Darüber hinaus nehmen die Supermarktketten des Konzerns wöchentlich 260.000 Frischeier zusätzlich von regionalen Produzenten ab, die eigentlich für die Gastronomie bestimmt waren.
Die Landwirtschaftskammer und der Bauernbund fordern ein "Österreich-Pakt" für mehr regionale Lebensmittel. "Daher laden wir den Handel ein, gemeinsam an einem Strick zu ziehen, um Österreich rascher aus dem Corona-Tief zu bringen", so Landwirtschaftskammer-Österreich-Chef Josef Moosbrugger.
Tourismus und Gastronomie würden auch nach der Wiedereröffnung "noch längere Zeit beeinträchtigt sein. Bauernbund-Präsident Georg Strasser lobte die Zusage von Billa und Merkur, die Einkaufspreise für Milchprodukte vorerst stabil zu halten.