Wirtschaft

Chinas Exporte wachsen stark: Lockdown-Lockerung beflügelt

Die chinesischen Exporte sind dank gelockerter Corona-Beschränkungen im Mai mehr als doppelt so stark wie erwartet gewachsen. Sie legten um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten der Zollbehörde hervorging. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem Plus von acht Prozent gerechnet, nachdem die Ausfuhren im April nur um 3,9 Prozent gestiegen waren.

Die Behörden hatten die strengen Lockdowns in Großstädten wie Shanghai gelockert, was die Produktion dort ankurbelte. Der Elektroautohersteller Tesla etwa kehrte Ende Mai auf das gewohnte Produktionsniveau zurück, nachdem das Shanghaier Werk drei Wochen Zwangspause eingelegt hatte. Auch der Frachtumschlag in Häfen und Flughäfen näherte sich wieder Normalwerten an. In Shanghai etwa wurden am Containerhafen Ende Mai 95,3 Prozent des normalen Niveaus erreicht.

"Logistik und Lieferketten wurden im Mai gut repariert", sagte der Direktor des Forschungsinstituts Yingda Securities Research, Zheng Houcheng. Auch die Importe wuchsen erstmals seit drei Monaten, und zwar um 3,9 Prozent. Dennoch deute das auf eine anhaltende schwache Binnennachfrage hin, sagte Zheng. Das sind schlechte Nachrichten für die deutsche Wirtschaft, schließlich ist China einer ihrer wichtigsten Absatzmärkte.

Trotz großer Risiken wie dem russischen Krieg gegen die Ukraine und steigenden Rohstoffpreisen dürfte der Exportweltmeister nach Prognose von Experten auch in den kommenden Monaten gute Geschäfte machen. "Wir glauben, dass sich diese Erholung fortsetzen kann, wenn es keine weiteren Lockdowns gibt", sagte die China-Chefökonomin von ING, Iris Pang.

Chinas Regierung hat kürzlich ein Paket an Konjunkturmaßnahmen vorgelegt. Die Zentralbank versucht derweil, mit niedrigeren Zinsen für Hypothekenkredite den Wohnungsbau anzukurbeln. Peking strebt in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 5,5 Prozent an. Das wird Analysten zufolge schwer zu erreichen sein, sollte die Regierung ihre Null-Covid-Strategie mit strengen Lockdowns schon bei kleineren Ausbrüchen nicht aufgeben.