China: Vom Konjunkturmotor zum Risikofaktor für die Weltwirtschaft
China hat sich einer Studie zufolge vom Wachstumsmotor zum Risikofaktor für die Weltwirtschaft und die politische Stabilität gewandelt.
Zum ersten Mal seit dem Beginn der Reformära 1978 werde die ökonomische Entwicklungsdynamik konsequent den Erfordernissen einer Machtkonsolidierung der Kommunistischen Partei untergeordnet, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Analyse vom Institute of East Asian Studies an der Universität Duisburg-Essen mit der Berenberg Bank.
Die Tage des anhaltend starken Wachstums seien vorbei, heißt es in dem Papier, das mit Blick auf den am Sonntag beginnenden 20. Parteitag veröffentlicht wurde. „Eine harte wirtschaftliche Landung ist zwar unwahrscheinlich, dennoch steht das Land vor schwierigen Herausforderungen“, sagte Studienautor Jörn Quitzau. „Die Folgen der Corona-Lockdowns, ein durch sinkende Immobilienwerte zusätzlich geschwächter Konsum und der globale Konjunktureinbruch sollten das Wachstum in den Jahren 2022 und 2023 schwächen.
China wird zum Teil isoliert
Als zuverlässiger Motor der Weltkonjunktur fällt China aus.“Die Sorge über unfaire chinesische Geschäfts- und Handelspraktiken habe weltweit zugenommen, weshalb die Rolle Chinas in den globalen Lieferketten abnehmen werde. „Unternehmen haben damit begonnen, sich neu zu orientieren und ihr China-Engagement zurückzufahren“, schrieb Mitautor Mahmoud Abu Ghzalah. „Auf diese Weise wird China zumindest zum Teil isoliert.“
Die seit 2013 von Staats- und Parteichef Xi Jingping propagierte chinesische Vision einer mächtigen, gesunden, von der Weltgemeinschaft geachteten und respektierten Nation mit globalem Anspruch bringe die Volksrepublik in Konkurrenz zu den USA. Der ökonomische Austausch zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften erfolgt somit zunehmend unter dem Vorbehalt wachsenden Misstrauens und sich zuspitzender politischer Risiken. Im Verhältnis zu Europa herrsche hingegen eher eine Stimmung gegenseitig enttäuschter Zuneigung. Auch der sich zuspitzende Konflikt mit Taiwan im Sinne der Ein-China-Doktrin und Chinas Haltung im Russland-Ukraine-Krieg belaste den politischen Auftritt des Landes.