China kauft den Pleitestaat Portugal auf
Von Irene Thierjung
Für beide Seiten ist es ein lukratives Geschäft: China investiert seit Monaten massiv in Portugal – was dem hoch verschuldeten Land ermöglicht, die von seinen Geldgebern verlangten Privatisierungen zügig durchzuziehen. Dank der Supermacht habe Portugal bereits drei der fünf von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) geforderten Milliarden Euro eingenommen, teilte Finanzminister Gaspar nun mit. EU und IWF hatten dem in einer schweren Rezession steckenden Portugal mit 78 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen.
China interessiert sich vor allem für Portugals weltweit erfolgreichen Energiesektor. So übernimmt die chinesische „State Grid Corporation“ für 390 Millionen Euro 25 Prozent des staatlichen portugiesischen Energieversorgers REN und wird damit Hauptaktionär. Erst im Dezember hatte Chinas „Drei-Schluchten“-Konzern 21 Prozent des Energieversorgers EDP – einer der größten in Europa – für 2,7 Milliarden Euro gekauft. Bei der größten Privatisierung in Portugals Geschichte überbot China u. a. den deutschen Riesen Eon und ist nun ebenfalls Hauptaktionär.
Interessant sind portugiesische Unternehmen für China auch wegen ihrer regen Geschäfte in Ex-Kolonien wie Brasilien und Angola. China hat in den vergangenen Jahren Dutzende Milliarden Euro in Südamerika und Afrika investiert, um sich Rohstoffe zu sichern.
Technologie aus Europa
Pekings Shopping-Kasse ist prall gefüllt. Die kommunistische Führung besitzt mit 3200 Milliarden Dollar die weltweit größten Devisenreserven, die zunehmend nicht mehr nur in Afrika, Asien und in Staatsanleihen der USA und vieler Euro-Länder investiert werden, sondern – wie in Portugal – auch in westliche Firmen. Dem EU-Spitzenökonomen Klaus Gretschmann zufolge sucht
China etwa in Europa „sehr gezielt“ Technologieunternehmen. Besonderes interessiert ist es dabei an Umwelttechnik und Erneuerbarer Energie. Laut „Drei-Schluchten“- Chef Cao Guangjing strebt es in diesem Bereich sogar die weltweite Führung an.