Casinos: Großaktionär Sazka verstärkt den Druck
Von Andrea Hodoschek
Die tschechische Sazka-Group, mit 38 Prozent größter Aktionär der teilstaatlichen Casinos Austria, verstärkt den Druck gegen Casinos-Finanzvorstand Peter Sidlo. Die beiden anderen Großaktionäre, die staatliche Beteiligungsholding ÖBAG und der Gaming-Konzern Novomatic, reagieren auf den Abberufungsantrag der Sazka zurückhaltend.
Man werde das Ergebnis der internen Prüfung sowie die außerordentliche Hauptversammlung abwarten, erklärten sowohl die ÖBAG als auch Novomatic dazu.
Sazka beantragte wie berichtet in einem Schreiben an Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner und Vorstand Martin Skopek sowie an Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner eine außerordentliche Hauptversammlung für den 10. Dezember. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Abberufung des FPÖ-nahen Managers Sidlo, die von den Tschechen mit dem Entzug des Vertrauens argumentiert wird.
Druck auf Staatsholding
Sazka wolle damit vor allem Druck auf die Staatsholding aufbauen, analysieren Insider. Denn mit Novomatic verbindet die Tschechen mittlerweile eine tiefe Feindschaft. Der niederösterreichische Glücksspielkonzern hatte ein Stimmrechtsabkommen mit Sazka, stellte sich aber zuletzt in der Hauptversammlung gegen die Tschechen. Sazka wollte der Staatsholding keinen Sitz mehr im Aufsichtsrat zugestehen. Die Republik, die ein Drittel an der Casinos-Gruppe hält, hätte ohne die Unterstützung der Novomatic als Aktionär keinen Einfluss und keine Mitspracherechte mehr gehabt.
Der Konzern des Milliardärs Karel Komarek versucht seit seinem Einstieg, die Casinos zu beherrschen, um sie konsolidieren zu können. Dafür bräuchte Sazka aber das Sagen in Vorstand und Aufsichtsrat. Spekulationen, die Tschechen würden angesichts der Erfolglosigkeit dieses Planes bei einem guten Angebot ihre Casinos-Anteile wieder verkaufen, werden dementiert. Sazka-Chef Robert Chvatal, Vize-Aufsichtsratspräsident der Casinos, hatte zuletzt in einem KURIER-Interview den politischen Einfluss in Österreich heftig kritisiert.
Als Revanche brachte Sazka gegen Novomatic eine Klage vor dem internationalen Schiedsgericht in Paris ein. Darin wird zu einem großen Teil mit dem Ibiza-Video argumentiert. Vor allem mit den Aussagen von Strache über Novomatic („Zahlt alle“). Sowohl Strache als auch Novomatic dementierten damals umgehend. Darüber hinaus war im Video auch allgemein die Rede von Casinos-Lizenzen.
Novomatic-Chef Harald Neumann vermutet jedenfalls Sazka hinter der anonymen Anzeige, welche die Ermittlungen ins Rollen brachte. Die Tschechen dementieren.
Sidlo wird von der Staatsanwaltschaft als einer von elf Beschuldigten geführt. Ihm wird Beitragstäterschaft zur Bestechung vorgeworfen. Er habe durch die Bestellung in den Casinos-Vorstand einen Vorteil gehabt und habe von einem Deal zwischen FPÖ und Novomatic gewusst, argumentiert die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Die Justiz hat die Casinos-Ermittlungen mittlerweile zum Großverfahren ausgeweitet, die strafrechtliche Relevanz ist allerdings nach wie vor äußerst fraglich, es gilt die Unschuldsvermutung.
Prüfungsergebnis dünn?
In der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 2. Dezember soll der Prüfbericht über die Bestellung von Sidlo und dessen Qualifikation präsentiert werden. Beauftragt wurden die Rechtsanwaltskanzleien Schima Mayer Starlinger und Frotz Riedl sowie die Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG. Untersucht werden Korrespondenzen und E-Mails, die Vorstände und Aufsichtsräte wurden auch persönlich befragt.
Die Suppe dürfte ziemlich dünn sein. Sonst hätte sich die als umsichtig bekannte Casinos-Chefin Glatz-Kremsner vor kurzem bei einem Hintergrundgespräch mit Medien nicht soweit aus dem Fenster gelehnt. Sie erklärte, sie gehe davon aus, dass sich Sidlo nichts zuschulden kommen ließ und Anfang Dezember wieder im Unternehmen sein werde.