Carlos Slim funkt dazwischen
Von Christine Klafl
Der Mexikaner Carlos Slim plant einen Coup, der auch Folgen für Österreich haben könnte. Denn der geplante KPN-Deal heizt auch Spekulationen an, Slim – seit vergangenen Sommer mit rund einem Viertel an der Telekom Austria beteiligt – könnte auch hier die Mehrheit anpeilen.
Vorläufig geht es um die Niederlande. Bisher war Slims Mobilfunk-Konzern America Movil mit knapp 30 Prozent am niederländischen Telekom-Konzern KPN beteiligt. Am Freitag legte Slim ein Angebot für die restlichen KPN-Anteile vor. Er bietet 2,40 Euro je Aktie – ein gutes Drittel mehr als der Durchschnittskurs der vergangenen 30 Tage. In Summe ist das Angebot 7,2 Milliarden Euro schwer. Hintergrund des geplanten Deals: Slim will mit allen Mitteln verhindern, dass die deutsche KPN-Tochter E-Plus an den Erzrivalen Telefonica verkauft wird. An der Börse von Amsterdam ging es mit dem KPN-Kurs am Freitag um mehr als 16 Prozent nach oben.
Telekom Austria
In Europa ist Slim sonst nur noch an der Telekom Austria beteiligt. Prompt wurde darüber spekuliert, der Mexikaner könnte auch hier mehr Anteile wollen – der Kurs der Telekom-Aktie in Wien zog zwischendurch um neun Prozent an. Derzeit ist der Mexikaner bei der Telekom Austria der zweitgrößte Kernaktionär. Mehr Anteile hält nur die Staatsholding ÖIAG (28,42 Prozent). Will Slim jetzt mehr, müsste er 9,50 Euro je Aktie bieten. So viel Geld hat er beim Einstieg im Vorjahr auf den Tisch gelegt. Am 25. September läuft aber die einjährige Frist ab, innerhalb der der ursprüngliche Einstiegspreis gezahlt werden muss. Danach würde sich ein Angebot am aktuellen Börsenkurs orientieren. Und der ist bei der Telekom Austria, trotz des Kurssprungs am Freitag, weit von 9,50 Euro entfernt. Am Freitagnachmittag kostete eine Aktie rund 5,70 Euro.
Konkrete Anhaltspunkte, dass Slim ein Auge auf mehr Telekom in Österreich wirft, gibt es zwar keine. Alexander Sollak, der Holding-Betriebsratschef der Telekom Austria, forderte Finanzministerin Maria Fekter trotzdem auf, dafür zu sorgen, dass der Staat als starker Eigentümer langfristig erhalten bleibt.
Slim ist in vielen Belangen ein Schwergewicht. Der beleibte Unternehmer hat ein riesiges Firmenimperium aufgebaut. Auch sein Vermögen ist alles andere als slim (engl. für schlank). Regelmäßig matcht er sich mit Microsoft-Gründer Bill Gates um den Titel „Reichster Mensch der Welt“. Heuer hatte Slim wieder einmal die Nase vorne. Laut der jährlichen Forbes-Liste war das Vermögen des 73-Jährigen 73 Milliarden Dollar (gut 56 Mrd. Euro) schwer, jenes von Gates „nur“ 67 Milliarden Dollar.