Wirtschaft/BusinessOesterreich

„Ohne Frauenquote geht es nicht“

Die Oberbank hat ein firmeninternes Projekt unter dem Titel „Zukunft Frau 2020“ mit dem Ziel aufgesetzt, dass bis 2020 40 Prozent aller neu ernannten Führungskräfte weiblich sind. Um die Frauenquote in den obersten Kontrollgremien anzuheben, haben Oberbank und die Limak Austrian Business School den gemeinsamen Lehrgang Frauen in Aufsichtsräten organisiert. Generaldirektor Franz Gasselsberger, die Oberbank-Frauenbeauftragte Bea trix Putz, die Wirtschaftsprüferin Maria Schlagintweit von der Kanzlei LeitnerLeitner und Susanne Sumereder und Gerhard Leitner von der Limak diskutieren zu diesem Thema.

Warum besteht der Vorstand der Oberbank noch immer aus drei Männern? „Das rührt aus der Vergangenheit“, antwortet Frauenbeauftragte Beatrix Putz auf die Frage des KURIER, „die Kultur der Bankenbranche ist eher konservativ. Bei der Bestellung der Vorstände waren offensichtlich keine oder zu wenig Frauen im Aufsichtsrat. Das ist ein Thema, an dem wir arbeiten.“ Der Frauenanteil bei den Mitarbeitern betrage 60 Prozent, im Durchschnitt habe die Bank zwanzig Prozent weibliche Führungskräfte.

Es wird sich ändern

Generaldirektor Franz Gasselsberger kündigt „gravierende Änderungen bei der Führungs- und Unternehmenskultur“ an. „Eine evolutionäre Änderung wird nicht reichen. Neben der Stärkung der Unabhängigkeit und den wirtschaftlichen Zielen sehe ich es als persönliches Ziel, in der Bank zu einer Gender-Balance zu kommen.“ Die Vorteile im Umgang mit den Kunden würden einfach überwiegen. „Organisationseinheiten, die ausgewogen besetzt sind, agieren und harmonieren besser. “ Zudem komme es in den nächsten zehn Jahren zu einem großen Generationswechsel in der Bank. „Wir heben unsere Attraktivität als Arbeitgeber, wenn wir uns als familien- und frauenfreundliches Unternehmen darstellen können.“ Man brauche eine Übergangszeit von fünf bis sieben Jahren, um die Organisation anzupassen. Um eine Frauenquote werde man nicht umhin kommen. „Wir werden es nur schaffen, wenn wir Frauen bereits vor der Babypause in Führungspositionen bringen.“

Warum sind generell so wenige Frauen in Führungspositionen? „Es fehlt an der kritischen Masse“, antwortet Maria Schlagnitweit, Wirtschaftsprüferin bei LeitnerLeitner. „Man braucht einen Pool, aus dem man schöpfen kann. Wenn ich den Goldfisch-Teich nur mit Männern füttere, werde ich nur Männer herausfischen.Wenn man in diesen Teich auch Frauen hineinlässt, wird man auch Frauen im Führungskreis haben.“ Sie wolle die Männer nicht kritisieren, aber es liege in der Natur der Sache, dass die Männer bei Nachbesetzungen Männer bevorzugten. Das könne sie in allen Unternehmen beobachten.

Susanne Sumereder (Limak) führt einige Studien ins Treffen, aus denen hervorgeht, dass Frauen sich selbst weniger in Führungsrollen sehen, weil es weniger Vorbilder, weniger Vorstände gibt. „Es fehlt ihnen an Sicherheit, in sich selbst zu vertrauen, selbst Kompetenzen mitzubringen.“

Gerhard Leitner, Geschäftsführer der Limak Business School, betont, dass sowohl die Limak als auch viele Vorstände und Aufsichtsräte von Unternehmen die Stärkung von Frauen in Führungspositionen auf der Agenda haben. „Das ist eine starke Entwicklung. Denn die Unternehmen sehen, dass hier ein enormes Potenzial liegt.“