Busfahrer ohne Führerschein gesucht
Ludwig Richard muss kreativ sein, will er seine knapp 1.000 Autobusse zählende Flotte mit Chauffeuren bestücken. Der Chef des Busunternehmens Dr. Richard kann den virulent werdenden Fahrermangel nicht mehr leugnen. „Vor fünf bis zehn Jahren konnte man noch auf Initiativbewerbungen zurückgreifen“, sagt Richard. Jetzt, 2019, müsse man sich 20 bis 30 Leute anschauen, um zwei bis drei Geeignete zu finden. Ein vernünftiges Auftreten und die deutsche Sprache sind Voraussetzungen, schränken die Zahl der Kandidaten aber spürbar ein.
„Wir haben inzwischen immer mehr Busfahrerinnen“, sagt Richard. Der Frauenanteil sei regional sehr unterschiedlich und liege innerhalb des Unternehmens bei zwei bis drei Prozent. Inzwischen würde man sogar Busfahrer ohne eigenen Bus-Führerschein suchen und die Kosten für die Ausbildung übernehmen, um der Situation Herr zu werden. Eine große Zahl an Mitarbeitern sei ein Startvorteil bei Ausschreibungen.
Lahmer E-Bus
Eine weitere Herausforderung ist der Umstieg auf umweltfreundlichere Technologien. „Wir haben im September 2018 eine Woche lang einen batteriebetriebenen Bus getestet“, sagt der Unternehmer. Bei Schönwetter schaffte der E-Linienbus 150 Kilometer – ein herkömmlich betriebener muss täglich 350 bis 450 Kilometer herunterspulen. Bei kaltem Wetter ist die Leistung des E-Busses noch ernüchternder. Wird die Heizung eingeschaltet, bleibt er nach 86 Kilometern stehen. „Wir hoffen, dass die Zahlen besser werden“, sagt Richard. Er glaubt, dass es noch lange dauert, bis die Batterien effizienter werden – und dass die E-Mobilität von anderen Technologien, wie wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen, überholt wird.
„Das Busgeschäft ist ein wachsender Markt, daher ist es wichtig, emissionsarm unterwegs zu sein“, so Richard. Ein Schlüssel dafür sei es, ausgelastete Busse zu haben. In der Stadt funktioniere das schon ganz gut, im Regionalverkehr gebe es noch Potenzial.
Absatzmarkt Nordafrika
Herkömmliche Busse sind sieben bis acht Jahre in Betrieb, dann werden sie wieder an den Hersteller oder an Kollegen verkauft. Der Markt für gebrauchte Busse reicht sogar bis Nordafrika. Osteuropa ist laut Richard wegen restriktiver Abgasregelungen für alte Busse oft kein guter Absatzmarkt.
Dr. Richard hat 954 Auto- und 36 Kleinbusse und beschäftigt 1510 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2018 bei 158,1 Mio. Euro. Das Unternehmen hat 27 Busgaragen, davon die meisten in Ostösterreich, aber auch einige in Salzburg, Kärnten, Tirol sowie in München und Zürich. Laut einer Umfrage ist der Bus mit 25 Prozent das am häufigsten genutzte öffentliche Verkehrsmittel, vor Straßenbahn, U-Bahn und Bahn.