Burgenland baut Windstrom weiter aus – ganz ohne Bürger-Proteste
Von Irmgard Kischko
Österreichs Stromversorger blicken mit einigem Neid auf die Energie Burgenland: 225 Windräder hat der Energieversorger in den vergangenen Jahren errichtet. Und das fast ohne Widerstand von Bürgern. Im Gegenteil: „Die Burgenländer sind stolz auf die Windenergie“, sagt Energie-Burgenland-Chef Michael Gerbavsits im Gespräch mit dem KURIER. Die jüngsten Umfragen hätten das bestätigt.
Während sich die meisten Stromanbieter mit ihren Bauvorhaben – seien es Windräder, Kleinwasserkraftwerke oder Stromleitungen – oft jahrelang mit dem Widerstand von Vogel- und Naturschützern oder Bürgern, die einfach nur das Landschaftsbild gestört sehen, auseinandersetzen müssen, geht das alles im Burgenland scheinbar klaglos. „Punkt eins ist: Die burgenländische Landespolitik steht zu 100 Prozent hinter dem Windenergie-Vorhaben“, erklärt Gerbavsits einen wichtigen Faktor für das Gelingen der Projekte. Und: „Wir sind nie über die Bürger drübergefahren. Sie waren lokal in jedes Windprojekt einbezogen.“
Jetzt kommt die Sonne
Diese positive Grundstimmung will Gerbavsits für die nächste Ausbauphase nutzen. 400 Millionen Euro steckt die Energie Burgenland in die Erneuerung ihres Windparks. Die Leistung soll dadurch um ein Fünftel gesteigert werden. Weil aber die neuen Windräder größer und stärker sind, werden am Ende sogar zehn Windräder weniger in den Energie Burgenland-Windparks stehen. Die Begeisterung für Ökostrom will der Energieversorger nun auch für eine Solar-Offensive nutzen. Vieles wird auf Industriedächern wie etwa auf der Mineralwasserfabrik Güssing entstehen. Dort wo es um Solaranlagen auf Freiflächen geht, will Gerbavsits behutsam vorgehen. „Wir werden PV-Anlagen nur auf belasteten Flächen aufstellen. Wir schauen zum Beispiel, ob das in Windparks möglich ist.“
Braucht Österreich also überhaupt ein Standortentwicklungsgesetz, um Projekte zu beschleunigen? „Ja, für Großprojekte schon“, sagt Gerbavsits. Dass der Leitungsbau durchs Burgenland mehr als 20 Jahre gedauert habe, sei nicht tragbar. Die Leitung aber sei die Voraussetzung für den Wind-Ausbau im Burgenland gewesen. Diese Zusammenhänge aber habe die E-Wirtschaft den Bürgern offenbar nie gut erklären können, sieht Gerbavsits auch Fehler bei der Branche selbst.