Brüssel will Banken krisenfest machen
Im Sommer war die Welt für viele Banken in Europa noch halbwegs in Ordnung. Beim Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA waren nur acht der 90 getesteten Institute durchgefallen. Auch die französisch-belgische Dexia hatte den Test bestanden. Am vergangenen Wochenende musste sie aufgrund extremer Liquititätsprobleme verstaatlicht werden. Denn der Test hat mögliche Abschreibungen auf Staatsanleihen, die bei der Dexia nun notwendig sind, kaum berücksichtigt. Doch dieses Problem der hohen Abschreibungen ist angesichts des drohenden Zahlungsausfalls Griechenlands brennender denn je. Auch Anleihen anderer Schuldenländer könnten in der Folge teilweise ausfallen. Die EU will nun die Banken dagegen wappnen. Einen entsprechenden Plan stellte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Mittwoch vor.
Zentraler Punkt ist die harte Kernkapitalquote. Je höher diese ist, desto besser ist eine Bank gegen Risiken geschützt. Im letzten Stress-Szenario durften die Banken nicht unter die Marke von fünf Prozent fallen. Dieses Mal sollen die Institute eine Quote von mindestens sieben Prozent schaffen unter der Annahme, dass es zu umfangreichen Ausfällen bei Staatsanleihen kommt. Laut einem Bericht der Financial Times könnte die Latte sogar bei neun Prozent liegen.
Derzeit führt die EBA eine Erhebung durch, wie hoch aktuell die Kernkapitalquote der einzelnen Institute ist und wie stark die Banken in Anleihen der Schuldenländer engagiert sind. "Es handelt sich um keinen weiteren Stresstest", betont die heimische Finanzmarktaufsicht.
Geldspritzen
Jene Banken, die die neuen, schärferen Kriterien nicht schaffen, müssen ihr Eigenkapital erhöhen. Medienberichten zufolge soll ihnen dazu nur bis spätestens Mitte des nächsten Jahres Zeit gegeben werden. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Politik schon auf Zahlungsausfälle der Schuldenländer eingestellt hat und nun den Finanzmarkt intensiv darauf vorbereitet.
Fraglich ist, woher die Banken die Mittel herbekommen. Kapitalerhöhungen stehen bei einigen Instituten wie etwa der Raiffeisen Bank International grundsätzlich auf der Agenda. Doch ist offen, wer in Krisenzeiten abseits der Haupteigentümer in Banken investieren möchte. Bleiben wohl einmal mehr nur die Staaten. Seit 2008 haben die EU-Länder mehr als 400 Milliarden Euro in Banken gesteckt. Mit den Verschärfungen könnten es weitere 200 Milliarden Euro sein. Erst in weiterer Folge, so Barroso, sollte der Euro-Rettungsfonds EFSF angezapft werden.
Frankreich will jedenfalls keine Mittel aus dem EFSF für die Banken des Landes verwenden. "Der Staat wird nur eingreifen, wenn sich die Banken das Geld nicht privat besorgen können", sagte eine Regierungssprecherin.
Herabstufung
Die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Fitch stuften die Kreditwürdigkeit von zehn spanischen Geldhäusern herab und drohten damit vier weiteren Instituten. Grund für die Herunterstufung seien die sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten für das krisengeschüttelte Spanien. Fitch stufte zudem vier italienische Banken herab. Für die Erste Group änderte S&P den Ausblick von stabil auf negativ. Dies hängt vor allem mit der Lage in Ungarn und der der langsameren Wirtschaftserholung in Rumänien zusammen.
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