Brüssel verschiebt SEPA-Umstellung
Die Umstellung ist seit Langem geplant, drei Wochen vor dem vereinbarten Tag X, dem 1. Februar, zieht die EU-Kommission jetzt die Notbremse: Die verpflichtende Umstellung auf das europäische Zahlungssystem SEPA wird um ein halbes Jahr auf Anfang August verschoben. Grund: Die Umstellung verlief in einigen Ländern zu langsam. „Ich bedauere, dies tun zu müssen, aber es ist eine Vorsichtsmaßnahme, um Zahlungsunterbrechungen für Verbraucher sowie kleine und mittlere Unternehmen zu verhindern“, erklärte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier am Donnerstag.
Mit SEPA („Single Euro Payments Area“) wird nicht mehr zwischen nationalen und internationalen Zahlungen unterschieden. Auch grenzüberschreitende Bankgeschäfte sollen binnen eines Arbeitstages abgewickelt werden. Dafür werden die bisherigen Kontonummern und Bankleitzahlen abgeschafft und durch neue internationale Kontonummern, die sogenannten IBANs (International Bank Account Numbers) ersetzt. Diese bestehen in Österreich aus 20 Stellen und beginnen mit AT, gefolgt von zwei neuen Ziffern sowie der altbekannten Bankleitzahl und Kontonummer.
In Österreich sieht die Nationalbank keine Probleme. Im Dezember wurden 50 Prozent aller Lastschriften und 60 Prozent aller Überweisungen SEPA-konform abgewickelt.
Warnung an Länder
Barnier hat in den vergangenen Monaten mehrmals vor der zu langsamen Umstellung gewarnt und fordert die Mitgliedsstaaten nun erneut auf, endlich zu handeln: „Die Übergangsfrist wird nicht über den 1. August hinaus verlängert.“
Mit der längeren Frist soll verhindert werden, dass Nicht-SEPA-Zahlungen ab Februar blockiert werden. Dazu wären die Banken ohne Fristverlängerung gesetzlich verpflichtet gewesen. Jetzt sollen bis August weiterhin Überweisungen im alten und neuen Format erlaubt sein.
Unternehmen müssen für SEPA ihre Buchungssoftware umstellen und die Bankverbindungen ihrer Kunden für Lastschriften mit IBAN und der internationalen Bankleitzahl BIC erfassen. Für Inlandsüberweisungen reicht die IBAN, ins Ausland ist auch der BIC erforderlich.
Dem Euro-Zahlungsraum gehören alle 28 EU-Staaten an (auch jene ohne Euro), dazu kommen Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz.
EU-Notenbanken gegen längere SEPA-Frist
Die europäischen Notenbanken sind einem Zeitungsbericht zufolge strikt gegen die von der EU-Kommission vorgeschlagene sechsmonatige Verlängerung der Umstellungsfrist für das Zahlungssystem SEPA. Die Notenbanken wollten höchstens einen um drei Monate verschobenen Startbeginn für das europäische Zahlungssystem akzeptieren, hieß es am Freitag in einem Vorabbericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Bei einem Treffen der Notenbank-Vorstände mit der EU-Kommission Ende Dezember habe es starken Widerstand gegen den nun öffentlich gewordenen Vorschlag der Kommission gegeben.
Die Notenbank-Vorstände wollten den Druck auf Unternehmen und Vereine erhalten, ihre Überweisungen und Lastschriftverfahren möglichst schnell auf die IBAN-Nummern umzustellen, hieß es in dem Bericht weiter. Einige Vorstände hätten angekündigt, bei den Regierungen gegen den EU-Vorschlag Widerstand zu leisten. In der Europäischen Zentralbank werde nicht ausgeschlossen, dass der Kommissionsvorschlag vom EU-Ministerrat noch geändert wird.