Wirtschaft

Böser Verdacht: Goldpreis wurde manipuliert

Seit Donnerstag gibt es neues Futter für Liebhaber von Verschwörungstheorien. Das Wall Street Journal berichtete, dass einige Großbanken nicht nur verschiedene Zinssätze (wie Libor oder Euribor) manipuliert haben. Die Institute hätten möglicherweise auch beim Gold- und beim Silberpreis getrickst. Finden sich dafür tatsächlich Beweise, würde ein Riesenskandal auf die Bankenwelt zukommen. Die zuständige US-Regulierungsbehörde CFTC überprüft nun, wie die Preise auf dem großen Londoner Edelmetallmarkt zustande kommen. Eine formale Untersuchung ist aber noch nicht eingeleitet worden.

Tatsache ist, dass der Goldpreis für den Weltmarkt in London festgelegt wird. Ein Mal am Vormittag, ein Mal am Nachmittag sind fünf Banken dafür zuständig, einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage zu finden und den darauf resultierenden Fixpreis, das Goldfixing, zu veröffentlichen. Die goldenen Fünf: Barclays, Deutsche Bank, HSBC, Bank of Nova Scotia und die Société Générale. Von ihrem Fixing hängt es ab, zu welchen Preisen Minen ihr Gold etwa an die Industrie verkaufen können oder was Goldschmuck kostet.

Dass es nur fünf Geldhäuser sind, die für das Fixing verantwortlich sind, nährt naturgemäß den Verdacht der Manipulation. Hans Engel, Experte der Erste Group, kann sich trotzdem schwer vorstellen, dass der riesige Goldmarkt beeinflussbar ist. Und wenn doch: „Beeinflussungen können den langen Trend nicht ändern“, sagt Engel, der den Goldpreis gegen Jahresende auf 1800 US-Dollar je Feinunze steigen sieht.

Für große Handelsmengen (Kontrakte) wären die Goldfixings vielleicht interessant. Üblicherweise würde man bei An- oder Verkäufen aber auf die laufenden Goldkurse schauen, sagt Gernot Maier, einer der beiden Chefs des Schoeller Münzhandels. Er sieht auch keinen tieferen Sinn dahinter, warum eine Bank das Fixing manipulieren sollte.

Bei Zinssätzen ist die Manipulation jedenfalls erwiesen. Drei Großbanken wurden zu insgesamt 1,9 Milliarden Euro Strafe verdonnert.