Börse Frankfurt startet tief im Minus, DAX rutscht um 6,9 Prozent ab
Panik hat die Börsen am Montag erfasst. Neben einer immer stärkeren Furcht vor den Folgen der Coronavirus-Epidemie sorgte ein möglicher Ölpreiskrieg für Angst und Schrecken. Händler sprachen angesichts des aktuellen Börsencrashs von einem "schwarzen Montag". Der DAX sackte gleich zum Handelsstart deutlich unter die Marke von 11.000 Punkten. Am Ölmarkt brach der Preis um 30 Prozent ein und damit so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Im frühen Handel ging es für den deutschen Leitindex zuletzt um 6,95 Prozent auf Talfahrt. Damit fiel er auf 10.739,97 Punkte. Die Gewinne aus dem vergangenen Jahr sind damit wieder weg. Der MDAX der mittelgroßen Börsentitel büßte am Montag 5,93 Prozent auf 23.280,44 Punkte ein.
Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sprach von einem "regelrechten Blutbad". Zum Kampf gegen Corona komme jetzt noch der Ölpreiskrieg dazu. "Anleger fliehen aus allem, was Risiko hat." Die Kurse von Bundesanleihen stiegen zugleich deutlich, und auch der Euro legte zu und wird wieder über 1,14 US-Dollar gehandelt. Auch er gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten.
Mit Panik reagierten die Anleger zum einen auf den Anstieg der Infektionswelle mit dem neuartigen Coronavirus und der ebenfalls steigenden Sterberate. In Italien etwa, das in Europa am stärksten von der Virus-Epidemie betroffene ist, stieg die Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden sprunghaft an. Große Teile Norditaliens sind inzwischen abgeriegelt. Rein und raus darf man nur noch im Notfall oder aus Arbeitsgründen. In Deutschland steht die Absagen von Großveranstaltungen kurz bevor. In Frankreich sind Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen inzwischen verboten.
Andererseits schockiert, dass nach den gescheiterten Verhandlungen von Ölförderstaaten am Freitag nun der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftige Fördermenge eskaliert. Angeblich erwägt Saudi-Arabien, seine Fördermenge in den kommenden Monaten zu erhöhen.
Nachrichten zu einzelnen Unternehmen oder Bilanzen spielten angesichts des so ausgelösten Ausverkaufs von Aktien so gut wie keine Rolle. "Alles wird vom Crash überschattet", sagte ein Händler. In der DAX-Familie gab es keine Gewinner. Die am heftigsten betroffene Branche war die der Rohstoffe mit mehr als 10 Prozent Verlust. Doch auch die Versicherer, Banken und der Kapitalgütersektor brachen zwischen 7 und 8 Prozent ein.
Im DAX wurden die Aktien der Deutschen Bank von den Anlegern verschleudert. Sie brachen als Schlusslicht um 15 Prozent ein und erreichten bei 5,61 Euro ein Rekordtief. Den Aktien der Commerzbank erging es nicht besser: Sie büßten im MDAX 13 Prozent ein auf 3,742 Euro. Die Aussicht auf noch tiefere Zinsen infolge weiterer geldpolitischer Lockerungen, womöglich in Kürze auch durch die Europäische Zentralbank (EZB), belasteten. Zudem steigt das Risiko von Kreditausfällen, sollte es zu einer virusbedingten Rezession kommen.
Steil abwärts ging es auch für die konjunktursensiblen Papiere der Autobranche. Der bereits durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie den Wandel in Richtung Elektromobilität schwer gebeutelte Sektor büßte 6,7 Prozent ein. Im DAX brachen die Anteile von Daimler um 10 Prozent ein, gefolgt von VW mit minus 8,5 Prozent, Conti mit minus 7,7 Prozent und BMW mit minus 7 Prozent.
Für die bereits schwer in Mitleidenschaft gezogenen Papiere der Lufthansa ging es um 5,5 Prozent abwärts. Die Fluggesellschaft hatte am Freitag bereits mitgeteilt, dass sie wegen des heftigen Nachfrageeinbruchs infolge der Corona-Epidemie in den nächsten Wochen die Kapazität um bis zu 50 Prozent reduziert.
Aktien von Immobilienunternehmen hielten sich am Montag noch am besten: Vonovia erlitten mit minus 3,6 Prozent neben Beiersdorf die geringsten Verluste im Leitindex. Im Index der mittelgroßen Werte gaben LEG mit minus 3,3 Prozent unterdurchschnittlich nach. Der Immobilienkonzern hatte seinen Geschäftsbericht vorgelegt und für 2019 einen Gewinnzuwachs gemeldet.
Endgültige Zahlen und ein vorsichtiger Ausblick auf 2020 kamen zudem vom Waferhersteller Siltronic und dem Finanzdienstleister Hypoport. Sitronic sackten zuletzt um 12,5 Prozent ab, im SDAX gaben Hypoport um etwas mehr als 5 Prozent ab.