Blümel auf CNN: Steuern sollen sinken, um Wirtschaft anzukurbeln
Seltene Ehre für Finanzminister Gernot Blümel: Am Donnerstagabend wurde er von CNN-Starmoderator Richard Quest live in dessen TV-Sendung "Quest Means Business" interviewt.
Eingebettet in Gespräche mit dem saudiarabischen Finanzminister und dem früheren Berater von Ex-US-Präsident Bill Clinton durfte Blümel knapp fünf Minuten lang über Österreichs Umgang mit der Coronakrise Auskunft geben.
Rezepte gegen Arbeitslosigkeit
Quest wollte dabei insbesondere wissen, was Europa tun könne, damit die hohen Arbeitslosenzahlen nach der Krise rascher wieder sinken. Denn dabei seien die USA bisher immer erfolgreicher gewesen.
Blümel ließ mit seiner Antwort aufhorchen: Wenn die Pandemie einmal unter Kontrolle sei, brauche es "die richtigen Schritte, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln: die Bürokratie abbauen, die Steuern senken und Anreize für Wachstum setzen".
Zunächst gehe es jetzt allerdings darum, vor allem die Klein- und Mittelbetriebe zu unterstützen und die Menschen in Beschäftigung zu halten. Dazu hätten viele Länder in Europa Kurzarbeitsmodelle umgesetzt. Blümel erwähnte Österreichs 38-Millliarden-Euro-Hilfspaket, das fast zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspreche.
Wiederbelebung der Wirtschaft
Auf Interesse stieß auch die rot-weiß-rote Exit-Strategie aus den Eindämmungsmaßnahmen. Österreich ist dabei unter den ersten Ländern in Europa.
Wie Blümel erklärte, sei das dem raschen Agieren der Regierung zu verdanken. "Wir haben die Schulen und praktisch die gesamte Old-Economy geschlossen und es so geschafft, die Verbreitung des Virus einzudämmen", so Blümel. "Jetzt, wo wir eine konstante Kurve haben, wollen wir die Wirtschaft Schritt für Schritt wieder öffnen."
Solidarität mit Italien
Angesprochen wurde der Wiener auch auf den Vorwurf mangelnder Solidarität mit den von Corona am härtesten getroffenen Ländern. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte sich für die fehlende europäische Unterstützung bei Italien ausdrücklich entschuldigt.
Wer das behaupte, der solle den Beschluss der Euro-Finanzminister von voriger Woche beachten, widersprach Blümel. Das Hilfspaket im Umfang von mehr als 500 Milliarden Euro sei ein Beleg "massiver Solidarität".
Hyperaktive Moderation
Der britische Anchorman Richard Quest ist mit seiner CNN-Sendung „Quest Means Business“ einer der wohl bekanntesten Wirtschaftsjournalisten weltweit. Seine Spezialität: Als langweilig geltende Themen unterhaltsam aufbereiten. Und das auf mitunter schrullige Art, garniert mit speziellem Humor und einem fast schon hyperaktiven Moderationsstil.
Der 58-Jährige, der speziell als Luftfahrt- und Reiseexperte gilt, deckt ein geradezu abenteuerliches Spektrum ab. Allein in den vergangenen Tagen widmete er sich so einem 134 Jahre alten Gewürzgeschäft in der Türkei ebenso wie einer Kosmetikfirma in Ghana, die beide wegen Corona ums Überleben ringen. Dazwischen war noch Zeit für ein Videotelefonat mit der Chefökonomin des Währungsfonds über die IWF-Prognose.
Im April 2008 geriet Quest unfreiwillig selbst in die Schlagzeilen, als er morgens um 3.40 Uhr von der Polizei im New Yorker Central Park aufgegriffen und die Droge Metamphetamin bei ihm gefunden wurde. Dessen Konsum steht im Ruf, starke Euphorie auszulösen, die Leistungsfähigkeit und das Mitteilungsbedürfnis zu erhöhen. Durch eine sechsmonatige Therapie konnte der Moderator einer Verurteilung entgehen.