Wirtschaft

Bitcoin, Gold, Kredit und Co.: Wohin mit dem Geld?

An den US-Börsen gab es diese Woche ein paar unüberhörbare Rumpler. Am Montag sackte der berühmte Dow-Jones-Index um 1600 Punkte in den Keller – so viele Punkte hatte er an einem einzigen Tag noch nie verloren. Bei Handelsende stand immer noch ein tiefrotes Minus von 4,6 Prozent. Am Donnerstag folgte ein weiterer "Absacker" um gut vier Prozent.

Die Rumpler schreckten Anleger rund um den Globus auf. Beinahe Jahre hindurch waren sie daran gewöhnt, dass die Zinsen im Koma liegen. Billig- oder Gratisgeld beflügelte nicht nur die Wirtschaft, sondern fand auch den einen oder anderen Weg an die Aktienmärkte. Von negativen Einflüssen wie dem Brexit-Votum der Briten ließen sich die Börsen nur ganz kurz stören. Tendenziell geht es mit den Aktienkursen schon seit etlichen Jahren nach oben. Bei Zinsen nahe oder auf der Nulllinie wirkten Aktieninvestments alternativlos. Langsam, aber sicher geht diese Phase zu Ende. In den USA sind die Leitzinsen schon spürbar gestiegen, heuer werden drei bis vier Erhöhungen folgen. Im Euroraum ist die Zinswende für 2019 erwartet.

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Ein kurzer Blick auf die Finanzwelt und was sich ändern könnte:

Aktie

Im Vorjahr hat der Wiener Leitindex ATX, der die 20 größten börsenotierten Konzerne Österreichs enthält, mehr als 28 Prozent gewonnen. In den Jahren 2015, 2016 und 2017 hat das Wiener Börsenbarometer um insgesamt gut 55 Prozent zugelegt. Beim DAX der Frankfurter Börse, der die größten 30 deutschen Werte enthält, war die Entwicklung schwächer, aber doch ähnlich gut - im Vorjahr ist der DAX beispielsweise um 15,3 Prozent gestiegehn. Von solchen Zahlen werden sich Anleger verabschieden müssen. Heuer stellen sich die Börsenprofis auf einstellige Gewinnraten ein. Eines wird aber auch weiterhin gelten: Je länger der Zeitraum der Veranlagung, desto höher sollte der Aktienanteil sein – weil auf lange Sicht Aktien immer die Gewinner waren. Jene, die sechs, sieben Jahre und länger planen, können auch jetzt bei Aktien zuschlagen. Kursrücksetzer könnten hier Kaufgelegenheiten sein. Wer kürzer veranlagt, muss sich des Verlustrisikos bewusst sein.

Bausparvertrag

Je nach Zinsentwicklung am Kapitalmarkt zahlt der Staat eine Bausparprämie zwischen 1,5 und vier Prozent. Für heuer wurde die Prämie, wie schon im Vorjahr, mit 1,5 Prozent festgelegt – eben weil das allgemeine Zinsniveau so tief ist. Mit Blick auf den geförderten Höchstbetrag von 1200 Euro bedeutet das 18 Euro vom Staat. Nicht viel, aber immerhin sicher. Mit steigendem Zinsniveau sollte auch die staatliche Prämie wieder zunehmen können.

Bitcoin

Viele Digitalwährungen haben im Vorjahr beispiellose Kurssprünge hingelegt. Bis 2016 kostete ein Bitcoin, der älteste und bekannteste Vertreter seiner Art, weniger als 1000 Dollar. Dann ging die Post ab: Vergangenen Dezember erreichte er ein Rekordhoch von fast 20.000 Dollar. Anschließend verlor der Bitcoin bis zu 70 Prozent seines Wertes und setzte dann wieder zu einer Erholung an. Allein diese Bewegungen zeigen: Bitcoin ist nichts für Anleger, sondern lockt Zocker an. Ein Casinobesuch wäre nichts anderes. Nach Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs wird ein Großteil der mittlerweile rund 1500 Kryptowährungen nicht lange existieren.

Crowd-Investment

Beispiele für Start-ups, aber auch etablierte Unternehmen, die sich bei vielen Kleinanlegern, also vom Schwarm (Crowd), Geld besorgen, gibt es mittlerweile viele. Dabei sind Varianten, bei denen die Geldgeber an den Gewinnen beteiligt werden, und welche mit fixen Ausschüttungen. Via Internet kann man schon mit Kleinstbeträgen in Unternehmen mit voraussichtlich hohem Wachstumspotenzial investieren. Verzinsungen von sechs Prozent sind auch wirklich verlockend, das wird auch bei einer Änderung der Geldpolitik im Euroraum so bleiben. Anleger sollten immer im Hinterkopf behalten: Das eingesetzte Geld kann auch ganz weg sein, wenn die Geschäftsidee nicht funktioniert.

Firmenanleihe

Im Fachjargon werden Anleihen, die Unternehmen herausgeben, um sich Geld von Anlegern zu besorgen, Corporate Bonds genannt. Hier gilt die Regel: Je höher die gebotenen Zinsen, desto höher auch das Risiko, Geld zu verlieren. Zur Erinnerung: Seit kurzem müssen Besitzer von Wienwert-Anleihen um ihr Geld bangen. Experten raten, in diesem Bereich nicht zu Einzelwerten zu greifen, sondern einen Investmentfonds auszuwählen, in dem viele dieser Titel stecken. So verteilt sich das Risiko. Bei allgemein steigendem Zinsniveau werden Unternehmen jedenfalls wieder tiefer in die Tasche greifen müssen, um Investoren anzulocken.

Fonds

Investmentfonds haben den großen Vorteil, dass ein Kleinanleger wie ein Großinvestor vorgehen kann. Schon mit kleinen Beträgen, auch via Sparplan mit monatlichen Einzahlungen, können Anteile an großen Pools gekauft werden. In Zeiten, in denen Aktienmärkte nicht mehr nur die Bergfahrt kennen, empfiehlt es sich, Fonds zu wählen, die rasch auf Änderungen reagieren können. Hier gibt es auch Produkte, die bei Kurstalfahrt den Aktienanteil komplett rauskippen können, um die stürmischen Zeiten einigermaßen sicher zu überstehen.

Gold

Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen für Krisenzeiten. Was Anleger aber jedenfalls bedenken sollten: Gold glänzt mit doppeltem Risiko. Der Goldkurs selbst entwickelt sich je nach Angebot und Nachfrage und schwankt entsprechend. Zudem wird das Edelmetall in US-Dollar gehandelt – Euro-Anleger müssen also auch auf die Entwicklung der US-Währung achten. Ein Beispiel: Im Vorjahr ist der Goldkurs in Dollar um mehr als zwölf Prozent gestiegen. In Euro umgerechnet ergab sich allerdings sogar ein kleiner Jahresverlust, weil der Euro gegenüber der US-Währung spürbar an Wert gewonnen hat. Noch etwas gilt es zu beachten: Gold wirft keine regelmäßigen Erträge ab – was bei steigenden Zinsen ein Nachteil ist. Die Jagd nach Gold sollte man den Athleten in Südkorea überlassen, meinen Strategen beim globalen Finanzdienstleister JP Morgan launig.

Immobilien

In vielen Ländern schossen die Preise für Häuser, Wohnungen oder Grundstücke in die Höhe. In städtischen Bereichen hatte das sicher auch mit der Knappheit an Wohnraum zu tun. Mit ein Grund ist aber auch, dass breite Geldströme Richtung Immobilien, als Betongold bezeichnet, umgelenkt wurden. Zinshäuser, Eigentums- oder Vorsorgewohnungen gingen weg wie die warmen Semmeln. Auch hier feuerte das billige Geld den Boom an. In manchen Städten, vor allem in Deutschland, wurde bereits vor Preisblasen gewarnt. Die Entwicklung in Österreich war da nicht ganz so stürmisch. Auch wenn bei steigenden Zinsen und damit teureren Krediten keine Blasen platzen sollten: Die Zeit, in der sich die Immobilienpreise in den Himmel türmten, ist nahezu vorbei.

Kredit

Mit Flatline-Zinsen war Geld ausborgen so billig wie noch nie. Im Euroraum wird sich das auch nicht prompt ändern, aber doch allmählich. Experten raten daher dazu, bei der Aufnahme von Krediten solche zu wählen, bei denen es eine fixe Verzinsung für eine möglichst lange Zeit gibt. Der Fixzins mag zwar jetzt gerade etwas höher sein als die variable Verzinsung. Auf längere Sicht wird der Kredit aber günstiger sein, wenn das allgemeine Zinsniveau anzieht

Sparbuch

Mit simplen Sparprodukten war man jetzt schon lange der Verlierer der Billiggeld-Politik der Europäischen Zentralbank. Für täglich behebbare Einlagen zahlen Banken zwischen 0,01 und 0,4 Prozent. Für Online-Sparen gibt es in der Regel etwas mehr. Trotzdem sind diese Werte weit unter der heimischen Teuerungsrate, die für heuer mit rund zwei Prozent oder knapp darüber vorausgesagt wird. Fazit: Das Geld auf dem Sparbuch verliert an Kaufkraft. Mit steigenden Zinsen wird diese Not nur ein bisschen kleiner werden.

Staatsanleihen

Am Markt für Staatsanleihen hat sich die Verkaufswelle vom Dezember auch im Jänner fortgesetzt – und wird weitergehen. Viele Kurse dieser Papiere sind deutlich gefallen, was die Renditen (das Verhältnis Zinssatz zum Kurs der Anleihe) nach oben trieb, vor allem bei Papieren mit längeren Laufzeiten. Kein Wunder: Wer will schon Anleihen mit winzigen Zinsen kaufen, wo doch das Zinsniveau gerade steigt. Diese Entwicklung wird noch länger anhalten. Experten raten dazu, sich bei Staatsanleihen vorerst auf kurze Laufzeiten zu konzentrieren. Unsinkbare Schiffe sind Staatsanleihen aber nicht: Manche Länder sind schon mehrmals pleite gegangen.

Zertifikate

Das sind strukturierte, also zusammengesetzte Produkte, mit denen Anleger auf ganz unterschiedliche Bereiche und Risiken setzen können – etwa auf Rohstoffe, Aktien oder Indizes. Bei manchen sind auch bei schwachen Marktphasen Gewinne zu erzielen. Für jene, die profitieren, aber kein Risiko eingehen wollen, sind Zertifikate mit Kapitalschutz gedacht. Damit übersteht man auch stürmische Finanzmärkte. Das eingesetzte Geld ist sicher, außer der Emittent geht pleite. Das kommt allerdings sehr selten vor, war aber bei der Pleite der US-Bank Lehman Brothers der Fall.