Wirtschaft

Billa-Mutter mischt die Karten neu

Der Mensch ist Jäger und Sammler, das beweist er beim täglichen Einkauf. Nicht umsonst stapeln sich in den Geldbörseln der Österreicher im Durchschnitt 14 Kundenkarten. Künftig sollen es ein paar weniger sein, so das Ziel der Rewe-Gruppe, die dank Billa, Merkur und Bipa so viele Club-Karten ausgegeben hat wie kein zweiter Händler in Österreich. Insgesamt elf Millionen sind es laut Konzernangaben – und sie sollen künftig im Jö-Bonusclub zusammengefasst werden, an dem auch Partnerunternehmen wie Libro, Pagro, Interio, die Bawag oder OMV teilnehmen. Die Idee dahinter: Bei allen elf Partnern gibt es Bonuspunkte, an der OMV-Zapfsäule ebenso wie bei der Zahlung mit der Bawag-Bankomatkarte oder dem Einkauf bei Libro, Billa oder Interio.

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Aber wer steht eigentlich hinter der neuen Karte? Der Jö-Bonus-Club ist eine 100-Prozent-Tochter des Rewe-Konzerns. „Wir analysieren das Kundenverhalten, clustern die Kunden und spielen ihnen individualisierte Angebote zu“, erklärt Jö-Bonus-Club-Vorstand Günther Rauch. Wer einen Hund hat, bekommt also nicht zufällig Angebote für Hundefutter. Kunden, die das nicht wollen, haben beim Ansuchen der Jö-Card die Möglichkeit, ihre Zustimmung zum Profiling zu verweigern. Die Karte bekommen sie trotzdem, die normalen Angebote im Geschäft ebenso, aber eben keine maßgeschneiderten Aktionen. Diese sind längst üblich, sollen nun aber verstärkt eingesetzt werden.

Die Jö-Bonuskarte gibt es übrigens auch als App, die für die Händler besonders interessant ist. Dank Handyortung können Kunden gezielt angesprochen werden, wenn sie in der Nähe einer Filiale sind. „Anfang 2020 wollen wir mit solchen Push-Nachrichten experimentieren“, sagt Rauch. Wohl auch um die App attraktiv zu machen, sind Vergünstigungen wie Theaterkarten aktuell nur über die App abrufbar.

Die alten Billa-, Merkur- und Bipa-Karten bleiben übrigens bis auf Weiteres gültig. „Kein Kunde wird einen Bonuspunkt verlieren“, betont Bipa-Vorstand Michael Paterno. Auch die Prozent-Pickerl und Sortimentsrabatte bleiben laut Merkur- und Billa-Managern weiter bestehen. Ob damit der Rabatte-Dschungel tatsächlich gelichtet wird, bleibt offen.

Konsumentenschützer monieren, dass Kunden längst den Überblick verloren haben und mit den Rabatten dazu gebracht werden, mehr zu kaufen, als sie brauchen – und letztlich auch mehr auszugeben. Dazu kommen Datenschutzbedenken, die die Jö-Manager von sich weisen. „Unsere Partnerunternehmen sehen jeweils nur ihre eigenen Kundendaten. Wir garantieren, dass die Daten gesichert sind.“

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Spar spielt nicht mit

Konkurrenten wie Spar halten sich nach wie vor aus dem Karten-Spiel heraus. „Kunden kaufen, wo sie das beste Preis-Leistungsverhältnis finden. Dass unsere Strategie richtig ist, zeigt die Tatsache, dass wir in den letzten Jahren neunmal Wachstumssieger im Lebensmittelhandelwaren“, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Kundenkarten seien teuer. „Wir stecken dieses Geld lieber direkt in günstige Preise, die dann jedem zugutekommen und nicht nur denen, die eine Plastikkarte besitzen.“