Wirtschaft

Neue Konkurrenz hat den ÖBB gutgetan

Wir sind nicht nur die pünktlichste Bahn in Europa, sondern haben auch überpünktlich Gewinn abgeliefert.“ ÖBB-Chef Christian Kern ist hörbar zufrieden mit dem Jahr 2012. Statt wie geplant erst 2013 ist die heimische Bahn bereits im Vorjahr in die schwarzen Zahlen gefahren. Unterm Strich stand mit 66,5 Millionen Euro ein Gewinn vor Steuern (siehe Grafik), im Jahr davor hatte es noch 27,9 Millionen Euro Verlust gegeben.

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Erfreulich sei, so Kern bei der Präsentation der Bilanz am Freitag, dass die Rückkehr in die schwarzen Zahlen trotz des schwierigen konjunkturellen Umfeldes und einiger negativer Sondereffekte geglückt sei. So hat die Bahn im Vorjahr – allerdings nicht freiwillig – auf Frühpensionierungen nach dem Eisenbahner-Pensionsgesetz verzichtet. Mit 465 alters- und krankheitsbedingten Pensionierungen gab es im Vorjahr die mit Abstand wenigsten Ruhestands-Antritte seit 2006. Das Pensionsantrittsalter sei dabei, so Kern, mit 59,4 Jahren dem der „normalen“ ASVG-Pensionisten (60,8 Jahre) bereits recht nahe gekommen.

Personalabbau

Recht nahe gekommen ist die Bahn mittlerweile auch der von Kern bei seinem Amtsantritt vor knapp drei Jahren angepeilten Mitarbeiterzahl: Ohne Lehrlinge schrumpfte die Belegschaft erstmals unter 40.000 Eisenbahner. Derzeit wird die Stamm-Mannschaft daher auf- statt abgebaut. Heuer werden 380 Leiharbeiter fix bei der Bahn angestellt.

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Besonders erfreulich ist für Kern die Rückkehr der einst schwer angeschlagenen Gütertochter Rail Cargo Austria (RCA) in die Gewinnzone, die 29 Millionen Euro ablieferte. Allerdings sind dafür auch Sondereinnahmen – etwa aus dem ÖBB-internen Verkauf von Waggons und Loks – verantwortlich.Und Kostensenkungen durch die Rücknahme unrentabler Leistungen, die laut Kritikern dem ÖBB-Güterverkehr mittelfristig schaden könnten.

Sorgenkind RCA

Über den Berg ist die RCA mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen noch nicht. Das Gütergeschäft ist, so Kern, wegen der flauen Konjunktur in ganz Europa rückläufig. 2012 sank der Umsatz um rund 140 Millionen auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Auch heuer schrumpfen europaweit die Umsätze, gleichzeitig steigt die Konkurrenz auf der Schiene. Auch in Österreich: Gab es 2012 erst 13 Mitbewerber, sind es derzeit bereits 18. Trotzdem soll der Gewinn heuer wieder steigen. Im Gesamtkonzern erwartet die Bahn einen Vorsteuergewinn von rund 90 Millionen Euro. Ab 2015 soll das Ergebnis laut Finanzchef Josef Halbmayr jährlich um 50 Millionen Euro zulegen.

Noch nicht am Zielbahnhof angelangt ist auch der Personenverkehr. Zwar stiegen im Vorjahr die Passagierzahlen – nicht zuletzt weil sich die Bahn wegen des Konkurrenten Westbahn mehr anstrengte – um 3,3 Prozent auf 464 Millionen. Beim Postbus stagnierten die Fahrgastzahlen allerdings bei 240 Millionen. Dort wird es in den nächsten Jahren Rückgänge geben. Das Geschäft mit den Schulfahrten werde zurückgehen, erwartet Kern. Zudem würden in den nächsten Jahren viele Linien neu ausgeschrieben, die Konkurrenz auf der Straße dürfte steigen.

Steigend sind die Schulden für den Netzausbau. 2012 wuchs der Schuldenberg um 1,1 auf 18,4 Milliarden Euro.