Biker mit Nachwuchsproblemen
Von Simone Hoepke
In Kärnten dominieren diese Woche die Farben Schwarz-Orange: 120.000 Biker und 70.000 Maschinen werden beim Harley-Davidson-Treffen am Faaker See erwartet. Hoteliers jubeln über 100.000 zusätzliche Nächtigungen in der Nebensaison. Jene, die nichts mit dem Fest verdienen, jammern dagegen gern über die Lautstärke der Motoren.
Bei der US-Kultmarke aus Milwaukee laufen die Geschäfte in Österreich jedenfalls rund. "Die Zahl der Harley Davidson Neuzulassungen ist in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich gestiegen", sagt Christian Arnezeder, Geschäftsführer von Harley Davidson für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Im ersten Halbjahr 2012 seien 737 Harleys in Österreich neu zugelassen worden. Ihre Besitzer werden allerdings immer älter. 2007 waren Harley-Fahrer durchschnittlich 42 Jahre alt, heute liegt der Schnitt bei knapp 46. Bei den Jugendlichen scheint der Glanz der Zweiräder ziemlich ab zu sein. Die Branche kämpft mit einem Nachwuchsproblem.
Aufgemotzt
Harley Davidson setzt nun große Hoffnungen auf die aufstrebende Mittelschicht in Hoffnungsmärkten wie China oder Indien. Konzernboss Matt Levatich hat kürzlich angekündigt, dass er auch mehr günstigere Modelle auf den Markt bringen will. Wer auf eine Harley umsatteln will, braucht derzeit mindestens 10.275 Euro (Modell: 883 Iron), es gibt aber auch Modelle, die mehr als das Dreifache kosten. Und das ist erst der Anfang: Meist werden die Maschinen noch umgebaut und aufgemotzt – sprich: es wird ihnen eine persönliche Note verpasst. Rund 40 Prozent des Umsatzes sollen aus diesem sogenannten Customizing-Geschäft kommen.
Die Wirtschaftskrise brachte auch Harley Davidson ins Stottern.
Weil Kunden ausblieben, mussten Tausende Jobs gestrichen und Ende 2009 die Marken MV Agusta und Buell verkauft werden. Mittlerweile schreibt der börsenotierte Konzern wieder Gewinne. Im Vorjahr wurden 4,66 Milliarden Dollar umgesetzt, nahezu zwei Drittel davon am Heimmarkt USA. Harley Davidson hat 2011 exakt 233.117 Motorräder gebaut