Wirtschaft

Bier-Insider: Deal mit schalem Nachgeschmack

Karl Büche, bis September 2005 letzter Chef des eigenständigen heimischen Brauriesen BBAG/Brau Union, hatte offenbar hellseherische Fähigkeiten. "Wenn wir die Kernaktionärs-Struktur verlieren", formulierte Büche im April 2001 nach der Beilegung eines handfesten Streits unter den damals rund 630 Kernaktionären der Gruppe, "werden wir zum Übernahmekandidaten. Dann sind wir in drei Jahren bei Heineken." Büche irrte: Die Übernahme des größten österreichischen Bierkonzerns durch den holländischen Bierriesen dauerte nur noch zwei Jahre. Im April 2003 machte der weltweit drittgrößte Braukonzern den rot-weiß-roten "Bierbaronen" ein Angebot, das diese nicht ablehnen konnten bzw. wollten. Heineken übernahm den heimischen Biermarkt-Führer um rund 1,9 Milliarden Euro.

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Für die Gründer- und Aktionärsfamilien der BBAG/Brau Union-Gruppe war es ein gutes Geschäft: Sie erhielten für ihre Anteile rund das Doppelte dessen, was diese laut den Aktienkursen der insgesamt drei börsenotierten Gesellschaften der Gruppe wert waren.

Für die Staatsanwaltschaft und die Finanzmarktaufsicht (FMA) war das Geschäft der Bierbarone zu gut: Sie hätten – lautete die Anklage im ersten Insider-Prozess rund ums Bier 2007 – ihr Wissen ausgenützt, um vor der Übernahme durch Heineken relativ günstig Aktien zu kaufen und sie danach zum Höchstkurs an die Niederländer zu verkaufen. Im ersten Verfahren gab es zahlreiche Freisprüche, die allerdings durch ein Urteil des Oberlandesgerichts Wien zum größten Teil wieder aufgehoben wurden.

Im laufenden Prozess bestreiten die einstigen Bierbarone den Vorwurf vehement. Der Kauf der Aktien sei – beteuern Büche und vor allem die Angehörigen der damals größten Eigentümer-Familie Beurle – lediglich deswegen erfolgt, um innerhalb des Eigentümer-Syndikats vorne zu bleiben. So will Stephan Beurle, Bruder des damaligen Syndikatssprechers Ludwig Beurle, Ende März 2003 Aktien im Wert von knapp einer Million Euro nur deswegen gekauft haben, um mit rund 16 Prozent den Vorsprung vor der rivalisierenden Familie Kretz mit etwa 15 Prozent zu halten. Dass ihm der Verkauf an Heineken rund 1,3 Millionen Euro Gewinn einbringen würden, habe er – so Stephan Beurle am Freitag – beim Kauf nicht wissen können.

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