Wirtschaft

Steigende Arbeitslosigkeit fördert Pfusch am Bau

Die Arbeitslosigkeit am Bau sorgt für Kopfzerbrechen. Ende August waren mehr als 20.000 Bauarbeiter ohne Job, das sind 2750 Personen oder 15,6 Prozent mehr als im Sommer 2013. Doch zahlreiche arbeitslose Gerüster, Maurer und Verputzer legen ihre schwieligen Hände nicht in den Schoß oder drehen zu Hause Däumchen, sondern bessern ihr AMS-Geld durch Schwarzarbeit auf. Kein Wunder, dass der Pfusch am Bau um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Das belegt eine Studie der Beratungsfirma Kreutzer Fischer & Partner. Insgesamt sollen geschätzte acht Milliarden Euro Bauleistung an der Finanz und den Krankenkassen vorbeigeschleust worden sein.

Die Angebote von Pfuschern und „Baufirmen ohne Rechnung“ werden von Privaten deshalb vermehrt angenommen, weil sich die legalen Leistungen im Wohnbau in den vergangenen Jahren stark verteuert haben. Der größte Teil des Schwarzgeldes (drei Milliarden Euro) floss im Bauhauptgewerbe. Dahinter folgen die Haustechnik mit zwei Milliarden Euro und der Innenausbau mit 1,8 Milliarden Euro.

„Die Zahl von mehr als 20.000 Arbeitslosen am Bau stimmt leider. Das Bauvolumen stagniert und zugleich drängen immer mehr dubiose Firmen mit Billigst-Arbeitskräften aus Slowenien, Ungarn, Tschechien und Polen auf den österreichischen Markt“, sagt Bau-Gewerkschafter Josef Muchitsch zum KURIER. „Sie verdrängen unsere Firmen, die keine Aufträge erhalten und ihr Stammpersonal abbauen müssen.“

System ändern

Für Muchitsch ist es daher verständlich, dass arbeitslose Bauarbeiter versuchen, über Pfusch ihr Haushaltseinkommen aufzubessern, um Rechnungen bezahlen zu können. Denn: Das Arbeitslosengeld eines Bauarbeiters sei in der Regel um 45 Prozent niedriger als sein Lohn.

Um Lohndumping und Schwarzarbeit einzudämmen, muss das Problem bei der Wurzel gepackt werden. „Das System ist krank, wir müssen es ändern“, sagt Muchitsch. Die Gewerkschaft, die Wirtschaftskammer und die Parlamentsklubs von ÖVP und SPÖ tüfteln derzeit an einer Gesetzesänderung bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen. Ende November soll eine Lösung präsentiert werden. „Ein erster Schritt wird sein, dass das Bundesvergabegesetz so abgeändert wird, dass nicht mehr der Billigste den Auftrag erhält, sondern der Beste“, sagt Gewerkschafter Muchitsch. „Die EU gibt uns dafür grünes Licht. Es gibt eine neue EU-Richtlinie, nach der die Mitgliedsländer ihre Vergabegesetze dahingehend abändern müssen, dass die Ausschreibungen nach nachhaltigen, umweltbezogenen und sozialen Aspekten zu gestalten sind.“ Durch das Bestbieter-Prinzip und direkte Vergaben (von Aufträgen unter einer Million Euro) sollen kurzfristig die verlorenen 2750 Jobs wieder gewonnen werden.

„Langfristig soll der Wettbewerb am Bau wieder fair und die lokale Bauwirtschaft abgesichert werden“, sagt Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel. Er erinnert auch daran, dass ausländische Billigstanbieter oft schlechte Arbeit abliefern, aber die Schäden erst nach Jahren ans Tageslicht kommen. Da haben sich diese Firmen bereits in Luft aufgelöst.